Der Psychologische Fachdienst der GPS Wilhelmshaven

Neues aus der GPS

Den Schlüssel zum Verständnis finden

Der Fachdienst Psychologie stellt sich vor

Immer, wenn er seine Bezugsperson nicht mehr sehen konnte, geriet ein junger Mann in große Anspannung.  Er fing dann an, sich selbst zu verletzen. Die Fachkräfte aus der GPS-Tagesförderstätte, die der Anfang 30-Jährige besucht, wussten sich keinen Rat und wandten sich an Tiana Hauf.

Die 31-jährige Psychologin arbeitet seit einem Jahr im psychologischen Fachdienst der GPS. Jede*r innerhalb des Unternehmens kann sie und ihre Kollegin Monika Poppenheger um Hilfe bitten, wenn sich im beruflichen Alltag ein Problem auftut, für das es auf den ersten Blick keine Lösung zu geben scheint. „Wir sind dafür da, wenn Mitarbeitende Probleme im Umgang mit Klient*innen haben“, erklärt sie.

Im Fall des jungen Mannes ließ sich Tiana Hauf in einem Erstgespräch zunächst das auffällige Verhalten des Klienten genau beschreiben. „Wir haben dann den emotionalen Entwicklungsstand des Mannes erhoben“, erklärt sie. Dabei handelt es sich um einen ganzheitlichen Ansatz, der es ermöglicht, Erwachsensein mit gleichzeitigem Vorliegen kindlicher Bedürfnisse anzuerkennen.  Es kam heraus, dass der Klient auf dem emotionalen Entwicklungsstand ist, der mit dem eines Kindes im Alter von 7 bis 18 Monaten vergleichbar ist. Das ist die Phase, in der Objektpermanenz eine große Rolle spielt. „Konkret heißt das, dass für ihn seine Bezugsperson, sobald er sie nicht mehr sehen konnte, nicht mehr existierte“, erklärt die Psychologin. Für den Klienten war das großer Stress, auf den er mit Selbstverletzung reagierte.

Auf das neu gewonnene Wissen reagierte die Bezugsperson des Mannes, indem sie ihm fortan mehr Bindungssicherheit gab. „Sie nimmt ihn einfach mit, egal was sie macht. Das heißt nicht, dass sie sich ununterbrochen mit ihm beschäftigen muss, er muss sie nur sehen können“, sagt Tiana Hauf.

Der psychologische Fachdienst ist einer von fünf Beratungsdiensten, die es zur Unterstützung der Mitarbeitenden innerhalb der GPS gibt. Der Psychologische Fachdienst unterstützt im Rahmen prozessorientierter Beratung bei unterschiedlichsten Fragestellungen, die in der Begleitung unserer Nutzer*innen aufkommen können. Außerdem gibt es die Fachdienste Videobasierte Beratung, Unterstützte Kommunikation, Deeskalation und Sexualpädagogik. Alle fünf arbeiten eng zusammen. In monatlichen Dienstbesprechungen tauschen sie sich aus und betreuen Fälle auch gemeinsam, wenn es sich anbietet.

So war es beispielsweise im Fall eines weiteren jungen Mannes, der ebenfalls eine Tagesförderstätte besucht. Er setzte sich selbst immer wieder extremen körperlichen Reizen aus. Er schlug sich auf den Kopf. Ließ sich freiwillig von anderen beißen. Außerdem wiederholte er immer wieder eine bestimmte Handbewegung. Wollte er auf diesem Weg Kontakt aufnehmen?

Der Grund für sein Verhalten war den Betreuer*innen ein Rätsel. In diesem Fall hat Tiana Hauf ihren Kollegen Hergen Sasse hinzugezogen. Es bietet unter anderem die VHT-Methode an. Das bedeutet, er begleitet Situationen mit der Videokamera und wertet die Bilder aus – in diesem Fall gemeinsam mit der Psychologin. Sie ermittelte auch in diesem Fall den emotionalen Entwicklungsstand des Klienten.

Am Ende waren sich beide einig. Der Mann verfügt ebenfalls über die emotionale Belastbarkeit eines Kleinkindes. Und seiner immer wiederkehrenden Handbewegung gingen jedes Mal frustrierende Situationen voraus, es war keine Art der Kontaktaufnahme. Manche Behinderungsformen bringen es mit sich, dass die körperliche Eigenwahrnehmung eingeschränkt ist. Das kann als großer Stress empfunden werden und zu unterschiedlichen Verhaltensweisen führen, die dies kompensieren sollen. Als präventive Maßnahme versuchen die Fachkräfte in der Tagesförderstätte nun unter anderem, ihm regelmäßig körperliche Reize zu bieten, ohne, dass er sich selbst verletzen muss. „Er könnte zum Beispiel eine Gewichtsweste tragen und oder einen Igelball bekommen, den er kneten kann“, erklärt Tiana Hauf.

Der psychologische Fachdienst ist im Unterschied zu den anderen Beratungsdiensten ausschließlich für den Erwachsenenbereich und den Heilpädagogischen Wohnverbund zuständig. Da liegt daran, dass in den Heilpädagogischen Zentren eigene Psycholog*innen beschäftigt sind.

Demnächst wollen die Fachdienste den GPS-Einrichtungen Kurzschulungen zu unterschiedlichen Themen anbieten, die beispielsweise in eine Dienstbesprechung integriert werden können. Unter anderem soll das Thema Autismus behandelt werden, denn dazu gibt es immer häufiger Anfragen. „Und natürlich kann sich nicht jede Unterstützungskraft super mit Autismus auskennen“, sagt Tiana Hauf. Mit kurzen theoretischen Inputs wollen die Kolleg*innen aus den Fachdiensten den GPS-Teams deshalb präventiv ein Stück weit im Umgang mit Problemen helfen, die ihnen im Arbeitsalltag begegnen können.

Leitung des psychologischen Fachdienstes der GPS

Tiana Hauff: Eine junge Frau mit langen dunklen Haaren und eine Brille.

Tiana Hauf

E-Mail

tiana.hauf@gps-wilhelmshaven.de

Mobil. 0151 724 616 77
Tel. 04421 206 322

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