Die Freude war den Beschäftigten der GPS-Werkstatt in der Planckstraße anzusehen. Auf Bänken saßen sie unter freiem Himmel und schauten gespannt das Stück „Koffer in pink“ der Theatergruppe des „Blauschimmel Ateliers“ aus Oldenburg. Die Theaterpädagogen waren in den vergangenen Wochen in den Werkstätten der GPS in Friesland und im Ammerland zu Gast, der Auftritt in Wilhelmshaven bildete den Abschluss der Reihe. Die beiden Schauspielerinnen standen mit Halbmasken auf der Bühne und sorgten mit viel Wortwitz und toller Mimik und Gestik für Begeisterung – da störte selbst der Wolkenbruch nicht, der zum Ende des Stücks über Zuschauer und Schauspieler niederging.

In der Krimi-Komödie um den Privat-Schnüffler Monsieur Philippe Marlons und die resolute Signora Garibaldi geraten die beiden jungen Frauen Kim und Anna ahnungslos in das größte Abenteuer ihres Lebens. Durch einen irrwitzigen Zufall und einen unachtsamen Moment haben sie nicht nur jede Menge Stress, sondern auch noch die Polizei und die halbe Unterwelt am Hals.

Das „Blauschimmel Atelier“ entstand aus einer sozialen und künstlerischen Bewegung der 1970er Jahre. Im Mittelpunkt stand die Forderung nach einer Reform der Psychiatrie, die zu der Zeit noch auf der menschenunwürdigen Praxis des Wegschließens und Ruhigstellens in Langzeitkliniken beruhte. Der Prozess wurde von Anfang an von künstlerischen Aktionen begleitet, es entstand die sogenannte „Blaue Kunst“. Die Farbe ist das Symbol der Antipsychiatrie und der Auflösung der Langzeitkliniken. Im künstlerischen Prozess der „Blauen Kunst“ gibt es kein richtig oder falsch, jeder trägt im künstlerischen Prozess seinen Teil zum Kunstwerk bei. Das „Blauschimmel Atelier“ wurde 1998 in Oldenburg gegründet, um dieser Kunstform Raum zu geben.