Zwei GPS Beschäftigte und ein Politiker. Der Politiker misst etwas aus mit einem Zollmaßstab. Der Politiker soll die Arbeit der Beschäftigten erleben.

Neues bei der GPS

Schichtwechsel: Aktionstag für mehr Inklusion auf dem Arbeitsmarkt

Rollentausch in der Artec Roffhausen

Einen Blick hinter die Kulissen bekam Wilhelmshavens Erster Stadtrat Armin Schönfelder beim Schichtwechsel. Massimo Marongiu zeigte ihm, wie in der Werkstatt gearbeitet wird.
Zwei GPS Beschäftigte und ein Politiker. Der Politiker misst etwas aus mit einem Zollmaßstab. Der Politiker soll die Arbeit der Beschäftigten erleben.
Rollentausch an der Werkbank (von links): Yvo Thiel, Armin Schönfelder und Massimo Marongiu beim Verkleben der Faltkante einer Anhänger-Plane.

Sorgfältig klappt Armin Schönfelder die Ränder der gelben Plane um, lässt sich das nötige Werkzeug geben und verschmilzt die Kanten miteinander. „Und das mit meinen zwei linken Händen“, sagt Wilhelmshavens Erster Stadtrat und lacht. Für einen Nachmittag hat er sein Büro im Rathaus gegen einen Arbeitsplatz in der Artec Roffhausen getauscht. Grund ist der Schichtwechsel, ein Aktionstag, an dem sich bundesweit Menschen mit und ohne Behinderung den Arbeitsplatz des jeweils anderen anschauen.

Schönfelders Tauschpartner ist Massimo Marongiu. Der Vorsitzende des Gesamtwerkstattrats der GPS Wilhelmshaven, arbeitet seit 19 Jahren in Roffhausen. Nach Stationen in der Kabelkonfektionierung und als Geräteprüfer wurde er in den Werkstattrat gewählt, vertritt die Beschäftigten mittlerweile auch auf Landesebene. Zu seinem Alltag zählen vor allem Sprechstunden, Konferenzen und der Austausch mit der Leitungsebene. Für den „Schichtwechsel“ kehrte er an die Werkbank zurück, um Schönfelder nicht nur die Arbeit, sondern auch die besondere Atmosphäre in der Werkstatt näher zu bringen.

Besondere Atmosphäre beeindruckt

Die war es dann auch, die den Ersten Stadtrat besonders beeindruckt hat: „Es ist toll zu sehen, wie hier jeder einzelne unterstützt wird“, sagte er nach dem Besuch. „Die Kollegen haben gesehen, dass ich mir Mühe gebe und haben mich immer wieder bestärkt.“ Auf die Tagesform des einzelnen werde Rücksicht genommen – und trotzdem kommen am Ende einwandfreie Industrieprodukte heraus, die von namhaften Unternehmen eingesetzt werden.

Dieser Blick hinter die Kulissen war eins der Ziele, die sich die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen mit dem Schichtwechsel gesetzt hat. Noch immer seien Werkstätten für viele Außenstehende ein kaum greifbarer Raum, kaum einer wisse, was hier für gute und wichtige Arbeit geleistet werde – für die Menschen, die dort beschäftigt sind, aber eben auch von ihnen für verschiedene Wirtschaftsunternehmen.

Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt

Schönfelder war im Gespräch noch etwas Anderes wichtig: die Integration möglichst vieler Menschen in den ersten Arbeitsmarkt. Auch bei der GPS wird das mit dem Projekt „Vielfalt leben“ bereits umgesetzt. Rund 150 Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen arbeiten dabei beispielsweise in Handwerksbetrieben, im Einzelhandel oder sozialen Einrichtungen. Noch ist das allerdings die Ausnahme und steht längst nicht jedem offen. Mit dem Aktionstag sollen Barrieren abgebaut werden, damit der erste Arbeitsmarkt künftig Menschen mit Beeinträchtigungen vermehrt im Blick hat. „Wir sehen, was für eine Bereicherung sie für das Arbeitsleben sind“, sagte Schönfelder und verwies auf die Stadt als Arbeitgeber, der Mitarbeitern beispielsweise nach einer Erkrankung helfe, wieder im Beruf Fuß zu fassen.

„Dabei sehen wir doch, was für eine Bereicherung beeinträchtigte Menschen für das Arbeitsleben sind“, sagte Schönfelder und verwies auf die Stadt als Arbeitgeber, der Mitarbeitern beispielsweise nach einer Erkrankung helfe, wieder im Beruf Fuß zu fassen. „Wir finden Arbeitsplätze, die passend sind. Wer sollte das sonst umsetzen, wenn es die Kommune nicht tut?“

Wie genau das funktioniert und wie die Arbeit von Schönfelder aussieht, wird sich sein Tauschpartner im Oktober anschauen können. Dann wechselt Marongiu für einen Vormittag ins Rathaus. „Wenn es mir dort gefällt, bleibe ich vielleicht gleich dort und wir tauschen auf Dauer“, verabschiedete er Schönfelder mit einem Augenzwinkern.

Beim Schichtwechsel tauschen bundesweit Menschen mit Behinderungen für einen Tag ihren Arbeitsplatz mit Menschen ohne Behinderungen. Initiiert hat den Aktionstag die Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen. Mit dem Schichtwechsel sollen Berührungsängste abgebaut werden, damit der erste Arbeitsmarkt in Zukunft auch Menschen mit Beeinträchtigung im Blick hat, um eine gute Inklusion leben zu können. In diesem Jahr beteiligten sich bundesweit rund 100 Werkstätten an der Aktion – ein neuer Rekord.

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