Am 23. Februar wird in Deutschland ein neuer Bundestag gewählt. Auch für Menschen mit Behinderung ist diese Wahl besonders wichtig, denn politische Entscheidungen haben direkten Einfluss auf ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen. Um ihre Anliegen in den politischen Diskurs einzubringen, hat der Gesamtwerkstattrat der GPS die Direktkandidierenden des Wahlkreises eingeladen. In der Werkstatt ARTEC in Roffhausen sprachen sie mit den Beschäftigten über Inklusion, soziale Absicherung und die Zukunft der Werkstätten.
Zu Besuch in der ARTEC waren Siemtje Möller (SPD), Anne Janssen (CDU), Ulrike Maus (Bündnis 90/Die Grünen) und Robert Wegener (FDP). Sie tauschten sich mit Massimo Marongiu, Gesamtwerkstattratsvorsitzender der GPS, sowie seinem Stellvertreter Michael Müller, den Frauenbeauftragten Renate Berlip und Nancy Belamon sowie GPS-Geschäftsführer Klaus Puschmann, ARTEC-Leiter Markus Haarmann und weiteren Beschäftigten aus.
Die GPS ist in Niedersachsen marktführend, wenn es darum geht, Menschen mit Behinderung in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren oder ihnen den Wiedereinstieg zu ermöglichen. Doch es gibt noch viel zu tun. „Es braucht mehr Anreize für Unternehmen, die inklusive Arbeitsplätze schaffen“, forderte Massimo Marongiu. Auch York Schönbach, Beschäftigter der ARTEC, sprach sich für mehr Druck auf Arbeitgeber aus: „Viele Unternehmen zahlen lieber eine Ausgleichsabgabe, anstatt Menschen mit Behinderung einzustellen. Das darf nicht sein. Die Politik muss hier stärker eingreifen und Unternehmen in die Pflicht nehmen.“
Doch der erste Arbeitsmarkt ist nicht für jeden Menschen das passende Umfeld. Manche brauchen auch den geschützten Rahmen einer Werkstatt. Eine große Sorge der Beschäftigten ist deshalb die derzeitige politische Diskussion um die Zukunft von Werkstätten. Massimo Marongiu, der seit 20 Jahren in der ARTEC arbeitet, betonte gegenüber den Politiker*innen, dass Werkstätten weit mehr als nur Arbeitsplätze seien. Inklusion sei richtig und wichtig. Doch: „Für viele von uns geht es hier nicht nur ums Geld, sondern um Schutz, Stabilität und eine geregelte Tagesstruktur.“ Für viele Menschen spiele sich in der Werkstatt ein Großteil ihres sozialen Lebens ab. Diese Sicherheit dürfe nicht gefährdet werden.
„Egal, welche Bundesregierung letztlich kommt, sie muss den Menschen mit Behinderung eine Wertschätzung entgegenbringen“, appellierte Klaus Puschmann an die Gäste.