Ein Mann sitzt auf der Couch in einem Wohnzimmer und schaut in die Kamera.

Neues aus der GPS

Auf der Suche nach einer besseren Zukunft

Ussumane kam als unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling nach Deutschland und lebt seit einem Jahr im Weserhaus 13
Ein Mann sitzt auf der Couch in einem Wohnzimmer und schaut in die Kamera.
Ussumane lebt seit einem Jahr im Weserhaus 13 der GPS. Er möchte gern in Deutschland bleiben. Was ihm hier fehlt ist Sicherheit für seine Zukunft. Foto: Jannis Dirksen

Als Ussumane beschloss, seine Heimat zu verlassen, war er noch ein Kind. Seine Mutter war kurz zuvor gestorben, er kam zu seinem Onkel, vertraute ihm sein Leben an – und wurde geschlagen und misshandelt. „Ich war allein und hatte niemanden mehr, der mich durch mein Leben begleiten wird“, sagt er.

In Guinea-Bissau, wo Ussumane aufgewachsen ist, sah er für sich keine Chance. Die medizinische Versorgung und das Bildungssystem sind schlecht, der Zugang dazu schon mit Unterstützung der Familie schwer. Über 50 Prozent der Einwohner des kleinen Landes in Westafrika sind Analphabeten, es zählt zu den ärmsten der Welt. Auf sich allein gestellt wäre die Zukunft des Jungen hier keine gute gewesen.

Ein Bekannter bot Ussumane an, ihn mit in den Senegal zu nehmen, wo er für ihn arbeiten könnte. Er sagte zu. Doch auch hier wäre es schwer für ihn gewesen, sich etwas aufzubauen, ein Leben zu haben, das mehr ist als Überleben. Er fasste den Entschluss, dass seine Reise weitergehen musste. Sein Bekannter nahm ihn mit nach Lybien, wo sich die Wege trennten. 2020 legte Ussumane sein Glück und sein Leben in die Hände eines Schleppers. Das Ziel: Europa.

Er kam in Italien an, lebte dort eine Weile, bevor er mit dem Zug weiter nach Deutschland reiste. Am 31. März 2022 fand Ussumane im „Weserhaus 13“ der GPS ein neues Zuhause. Der damals 17-Jährige sprach nur Französisch und ein paar Brocken Englisch. Deutsch konnte er nicht, lernt es mittlerweile in der Sprachlernklasse an den Berufsbildenden Schulen Wilhelmshaven.

Der Weg zur neuen Sprache ist lang. Grundlagen fehlen, das Erlebte muss verarbeitet werden, manchmal blockiert der Kopf. Aber Ussumane gibt nicht auf, gemeinsam mit den Betreuern im Weserhaus wird er kreativ, um sich zu verständigen. Manches geht mit dem wenigen Englisch, anderes mit Händen und Füßen oder mit Hilfe von Google Translate, womit auch dieser Artikel entstanden ist.

Ussumane kommt langsam in Deutschland an. Er fühlt sich wohl, mag die Kultur – „und die Menschrechte“, betont er. Aber er ist auch allein. Die fehlenden Sprachkenntnisse sind oft noch ein Hindernis. Freunde zu finden – und vor allem ihnen zu vertrauen – fällt schwer. Ussumane würde gerne Tischler werden, das ist sein Traumjob, sagt er. Doch der Weg dorthin ist noch weit und viele Punkte kann er nicht beeinflussen: Er muss Deutsch lernen, muss bleiben dürfen, arbeiten dürfen, eine Chance bekommen.

Seine Heimat hat er vor Jahren verlassen, weil es dort für ihn keine Zukunft gab. In Europa, dachte er, würde das anders sein. Aber gefragt nach dem, was ihm aktuell am meisten fehlt, schreibt Ussumane nur ein Wort: Zukunftssicherheit.

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