Kino, Disco, Yoga oder Brettspiele: Dank des Treffpunkts Teilhabe in Jever konnten in diesem Jahr viele Menschen mit Behinderung tolle Freizeitangebote erleben. Höhepunkte waren die inklusiven Discoabende in der Nachtschicht in Schortens. „Wir haben getanzt und gefeiert, es war wirklich toll“, sagt Sozialpädagogin Maja Mienits. Alle konnten sich Lieder wünschen, einen schönen Abend miteinander verbringen und neue Kontakte knüpfen. Auch, wenn die Nachtschicht nicht komplett barrierefrei ist, kamen alle auf ihre Kosten: „Der Zusammenhalt war groß. Alle haben einander geholfen und zum Beispiel vom Imbiss etwas mitgebracht.“ Im kommenden Jahr gibt es noch einen Discoabend am 25. April. Die drei Partys wurden mit insgesamt 10.000 Euro von der „Aktion Mensch“ gefördert. Wie es danach weitergeht, ist noch nicht sicher. „Allein für die Fahrdienste brauchen wir schon eine gewisse Summe und müssen uns jetzt nach einer Finanzierung umsehen.“ Die Organisation drum herum ist es oft, die Menschen mit Behinderung von Freizeitangeboten abhält. Wie kommt man hin? Wer begleitet? Wie können kleine Barrieren überwunden werden? Der Treffpunkt Teilhabe kümmert sich um all diese Fragen. So zum Beispiel beim Besuch im Kino in Wilhelmshaven, der aus Spendengeldern der Nachtschicht Schortens mitfinanziert wurde. „Wir haben gemeinsam mit der Lebenshilfe einen kompletten Saal gemietet, die Teilnehmer*innen konnten sich mit Getränken und Snacks eindecken und den Film genießen.“ Geschaut wurde „Wicked“ – der Film des Jahres, von dem es jetzt auch eine Fortsetzung gibt. „Auch den möchten wir natürlich wieder gern im Kino schauen.“
Bis es soweit ist, gibt es noch etwas andere Kinoabende direkt vor der Haustür: Im Lokschuppen werden gemeinsam mit den „Kinofreunden Jever“ Filme gezeigt, die sich um Inklusion drehen. Ob „Wir sind Champions“ über ein inklusives Basketball-Team oder „Die Kunst, sich die Schuhe zu binden“ über einen arbeitslosen Schauspieler, der in einem Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung arbeitet: Die Filme berühren und spielen mit Themen, die die Teilnehmer*innen nachfühlen können.
„Wir möchten diese Abende gern noch inklusiver gestalten“, sagt Maja Mienits. Denn genau das ist das Ziel des Treffpunkts: Die Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft holen. Ihnen einen Platz geben, Kontakte und Verbindungen schaffen. Die Tickets für den Lokschuppen werden daher auch über den lokalen Buchhandel verkaufen. Mit gutem Erfolg. „Zu den Abenden kommen um die 50 Leute, das hat sich wirklich gut etabliert.“
Dieses Angebot ist auch für 2026 schon fest eingeplant. Genau wie die Brettspielabende, die an jedem dritten Donnerstag im Monat im Treffpunkt Teilhabe stattfinden. An mehreren Tischen können die Teilnehmer*innen verschiedene Spiele spielen. „Die meisten kommen aus Jever, wir freuen uns aber auch sehr, wenn jemand von weiter weg zu uns kommt.“
Etabliert hat sich auch das Yoga-Angebot. An jedem ersten Donnerstag im Monat wird gemeinsam Sport getrieben. „Wir bieten diesen Kurs allerdings im St.-Annen-Quartier an“, sagt Maja Mienits. Während der Brettspielabend bewusst direkt in der Innenstadt stattfindet, war ihr der Treffpunkt Teilhabe mit seinen vielen Fenstern für Yoga doch ein wenig zu offen. „Jetzt haben wir einen geschützten Rahmen und nicht so viele Zuschauer“, sagt sie mit einem Grinsen.
Der Treffpunkt Teilhabe ist aber viel mehr als die guten Freizeitangebote: Im Mittelpunkt steht die Beratung für Menschen mit Behinderung. „Wir versuchen für alle Belange und Anliegen Lösungen zu finden“, betont Maja Mienits. Dafür nutzt der Treffpunkt auch das große Netzwerk mit anderen Anbietern. „Wir machen uns gegenseitig keine Konkurrenz, sondern ergänzen uns.“
Zum Beratungsangebot zählen auch Info-Abende, die direkt im Treffpunkt angeboten werden. Das Konzept wurde nun allerdings verändert: Statt fester Abende gibt es die Veranstaltungen künftig nur noch bei Bedarf. „Wir haben gemerkt, dass wir ins Straucheln damit kommen, so viele spannende Themen zu finden“, erzählt Maja Mienits. Von daher gibt es nun keine regelmäßigen Veranstaltungen mehr, sondern echte Highlights. „Nach wie vor möchten wir damit Menschen mit Behinderung und die Angehörigen ansprechen.“
Zwei Jahre gibt es den Treffpunkt jetzt und mittlerweile ist er auch in der Gesellschaft angekommen. „Wir mussten erst deutlich machen, wofür wir die Fachleute sind“, sagt Maja Mienits und nennt das Beispiel psychische Erkrankungen. „Mittlerweile ist vielen klar, dass die auch eine Behinderungsform sind und wir oft die richtigen Ansprechpartner sind.“ So ist der Treffpunkt mittlerweile auch Mitglied in den Arbeitskreisen des Landkreises Friesland für Frühe Hilfen und für Kinder mit psychisch erkranken Eltern. „Wir werden wahrgenommen und können helfen. Damit haben wir unser größtes Ziel erreicht.“
Info-Box: Der Treffpunkt Teilhabe, Große Wasserpfortstraße 5 in Jever, wird von der Aktion Mensch über fünf Jahre mit insgesamt rund 293.000 Euro gefördert.