Kurz bevor Massimo Marongiu in den Gesamt-Werkstattrat der GPS aufrückte, hatte es eine neue Vergütungsordnung für die Beschäftigten gegeben. Seine erste Aufgabe: Eine Besitzstandswahrung aushandeln, damit niemand dadurch schlechter gestellt wurde. „Das gab damals ganz schon viel Wirbel“, erinnert er sich. Und für ihn, der ganz neu in diesem Geschäft war, waren die Verhandlungen alles andere als leicht. Fünf Jahre dauerten die Gespräche, am Ende war er erfolgreich.
Dieser Auftakt macht deutlich, warum der Werkstattrat der GPS so eng mit dem Namen Massimo Marongiu verknüpft ist. 2009 rückte er in den Werkstattrat der Artec Roffhausen auf, nur ein Jahr später wurde er Vorsitzender und somit Teil des Gesamtwerkstattrats. Der setzt sich aus den jeweils ersten und zweiten Vorsitzenden der sechs Werkstatträte in der GPS zusammen. Er vertritt die Interessen der Beschäftigten gegenüber der Geschäftsleitung. Massimo Marongiu ist seit vielen Jahren dessen Vorsitzender. „Und ich habe mich sicherlich nicht bei allen beliebt gemacht“, sagt er und grinst. „Aber wenn ich in dieser Rolle nicht hartnäckig wäre, hätte ich was falsch gemacht.“
Aktuell ist er allerdings vor allem damit beschäftigt, die Wahlen zu organisieren. Alle vier Jahre werden die Räte in den sechs Werkstätten der GPS gewählt. Dieser Termin ist bundesweit einheitlich. Vertreter der Werkstatträte werden nämlich in die Regionale Arbeitsgemeinschaft (RAG) entsandt, die wiederrum Delegierte für die Landes- und Bundes-Arbeitsgemeinschaften (LAG und BAG) stellt. Auch Massimo Marongiu war viele Jahre in der LAG, trat dann aber zurück, um Zeit für seinen Führerschein zu haben. „Ich konzentriere mich jetzt auf den Gesamt-Werkstattrat und die RAG“, sagt er.
In der GPS werden im Oktober insgesamt 20 Vertreter für die Werkstatträte gewählt. In der Werkstatt in der Planckstraße sind es fünf, in den anderen Einrichtungen jeweils drei. Einige langjährige Vertreter werden dabeibleiben, andere neu dazukommen. Für die gibt es Schulungen, damit sie auf ihre Arbeit vorbereitet sind. „20 Tage Fortbildung stehen einem im ersten Jahr zu“, erzählt Massimo Marongiu, 15 Tage bei einer Wiederwahl. Für die Schulungen, für Bürozeiten und auch für alle Termine werden die Mitglieder des Werkstattrats freigestellt.
Und zu tun gibt es genug. Im Team und mit Unterstützung der Assistenz Ina Lohmüller achten die Werkstatträte darauf, dass das Bundesteilhabegesetz eingehalten wird. „Wir arbeiten dabei nach Standards, die für ganz Niedersachsen festgelegt wurden“, sagt Massimo Marongiu. Gesammelt wird das in einer Mappe. „Wir haben für den G-Bereich schon viel in Leichter oder einfacher Sprache. Das wollen wir aber noch ausbauen.“
Die Werkstatträte achten auch auf das soziale Miteinander und werden beispielsweise an Neueinstellungen von Fachkräften, an den Zeiten für Pausen und Betriebsurlaub oder an Verhandlungen über den Lohn beteiligt. „Ich habe an der Tätigkeitsmatrix mitgewirkt“, erzählt Massimo Marongiu stolz. Wo genau der Werkstattrat Einfluss nimmt, ist in der Mitwirkungs-Verordnung festgeschrieben (siehe Info-Box).
Doch auch die alltäglichen Aufgaben fordern Zeit: In seinen Sprechzeiten ist der Werkstattrat für Probleme der Kolleg*innen da. Ob es Streit gibt, sich jemand ungerecht behandelt fühlt oder sich in seiner Gruppe nicht wohlfühlt: Oft fällt es leichter, mit dem Werkstattrat darüber zu sprechen als mit einer Fachkraft. „Sie trauen sich bei uns eher und oft können wir richtig viel für sie bewegen.“
Das könne manchmal allerdings doch recht lange dauern. „Man muss dranbleiben, hier geht nichts von heute auf morgen.“ Aber wer sich engagiere, der könne echte Veränderungen erreichen. „Es ist einfach toll zu sehen, was man bewirken kann. Darum mache ich das schon so lange“, sagt er und rät allen, die Interesse haben, sich zur Wahl aufstellen zu lassen. „Man wird gut vorbereitet, da muss keiner Angst vor haben. Und dann ist das wirklich ein sehr erfüllendes Amt.“
Als Gesamt-Werkstattrat gehen Massimo Marongius Aufgaben aber noch weit darüber hinaus. Er ist nicht nur Ansprechpartner für die Geschäftsführung der GPS, er ist auch politisch aktiv. Sämtliche Vertreter*innen der Region im Land- und Bundestag hat er bereits getroffen und sich mit ihnen ausgetauscht. Viele sind regelmäßig zu Besuch bei der GPS, schätzen seine Meinung und sein Engagement: „Das gibt mir die Chance, mich für Inklusion und bessere Bedingungen einzusetzen.“