„Im Sportdress sind wir alle etwas gleicher“, sagt Kati Kross. Unterschiede verwischen, das gemeinsame Interesse steht im Mittelpunkt – perfekte Bedingungen für Inklusion. Und das weit über den Sportplatz hinaus: „Im Verein ist man Teil eines sozialen Gefüges. Man passt aufeinander aus, feiert zusammen, hat Anknüpfungspunkte, wenn man sich im Alltag begegnet.“ Der Sport sei ein idealer Einstieg für soziale Teilhabe und perfekt geeignet, um Hemmschwellen abzubauen – auf beiden Seiten.
Kati Kross brennt für dieses Thema, das wird im Gespräch schon nach den ersten Sätzen klar. Als Koordinatorin für Inklusionssport und Offene Hilfen hat sie es seit Juni zum Beruf gemacht. „Ich kann meine Leidenschaft für den Sport mit der Arbeit mit unseren Klient*innen vereinen. Das bereitet mir wahnsinnig viel Freude“, schwärmt sie.
Das Ziel ihrer Arbeit: inklusive Sportangebote. Ob die Teilhabe in bereits bestehenden Vereinen und Mannschaften oder Angebote von der GPS, die auch für Menschen ohne Behinderung zugänglich sind, alles ist denkbar. „Im Moment ist es viel Netzwerkarbeit“, erzählt sie. Sie knüpft Kontakte zu Vereinen und Trainern, vermittelt, begleitet, macht Mut, Inklusion zu wagen. „Natürlich gibt es Hemmschwellen. Manche fragen sich, ob es eine andere Ansprache braucht, ob Übungsanweisungen auch verstanden werden. Aber wenn wir es probieren, klappt es fast immer richtig gut.“
Ein tolles Beispiel gibt es in Neuenburg. „Wir haben in der Region viele fußballbegeisterte Frauen und Männer und einen Verein, der offen für alle Sportler ist.“ Ein lizensierter Walking-Football Trainer leitet vor Ort das Technik-Training. „Menschen mit und ohne Behinderung stehen dann gemeinsam auf dem Platz. Dadurch knüpfen unsere Klient*innen ganz automatisch neue Kontakte außerhalb von Familie, Werkstatt oder Wohnheim.“
Angebote wie dieses möchte sie in möglichst vielen Vereinen in der Region realisieren. „Dafür werde ich noch eine Umfrage bei unseren Klient*innen machen, was sie sich wünschen und brauchen.“ Denn nur mit einem Angebot ist es oft nicht getan. Die Menschen müssen zum Training kommen, danach wieder nach Hause. Gerade in ländlichen Gebieten ist das nicht immer einfach zu realisieren. „Dann ist es meine Aufgabe, individuelle Lösungen zu finden.“
Seit Mai 2011 arbeitet Kati Kross bei der GPS. Angefangen hat sie als Sporttherapeutin in der Werkstatt Jeringhave, legte schließlich eine Zusatzausbildung ab und übernahm eine Gruppe in der Tagesförderstätte. Dann kam Corona. „Ich hatte plötzlich viel Zeit, um mir zu überlegen, was ich in Zukunft machen möchte“, erzählt sie. Bei der GPS war sie sehr zufrieden, wollte gerne bleiben – aber einen anderen der vielen möglichen Wege gehen. Vorstellen konnte sie sich die Arbeit in der Fort- und Weiterbildung. „Kurze Zeit später wurde dort eine Stelle ausgeschrieben, da musste ich zugreifen.“ Ein Jahr war sie dort, dann kam Klaus Puschmann mit der Idee einer Sportkoordinatorin auf sie zu. „Das passte wie der Deckel auf den Topf.“
Eine ihrer ersten Amtshandlungen war eine Kooperation mit dem Stadtsportbund Wilhelmshaven. Gemeinsam soll das Inklusionssportfest auf neue Füße gestellt werden, auch andere Veranstaltungen oder Aktionen sind denkbar. „Mir schwebt zum Beispiel das Sportabzeichen vor. Dabei können Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam an den gleichen Stationen zu ihren Bedingungen antreten.“ Für das kommende Jahr ist zudem die Teilhabe am Hospizlauf in Varel geplant. „Das Spektrum der Ideen reicht vom Leistungs- über den Gesundheitssport bis zu einfach nur Spaß haben oder entspannen“, sagt Kati Kross. Der wichtigste Punkt ihrer Arbeit ist klar: Der Sport soll Menschen langfristig miteinander verbinden.