Neues aus der GPS

Wichtige Stütze auf dem Weg in ein eigenständiges Arbeitsleben

Fachdienst für Berufsbegleitung ist im Ammerland erfolgreich angelaufen

Phillip Fleischer wollte nicht zur Berufsorientierung ins BBV, er wollte in einen Metallbaubetrieb, den er schon ausgesucht hatte. Dort arbeitet er bis heute und ist der wichtigste Mann an der Säge.

Philipp Fleischer steht an der Metallsäge und schneidet Teile zu. Die Säge ist sein Arbeitsplatz in der Firma Bode Metall in Edewecht. Hier wollte der 22-Jährige schon immer arbeiten. Das war ihm schon klar, als er noch die Astrid-Lindgren-Schule, Förderschule Geistige Entwicklung, besuchte.

Aus einem Praktikum während der Schulzeit wurde nichts, die Corona-Pandemie verhinderte das. Als die Schulzeit schließlich für Philipp zu Ende ging, war eigentlich ein Wechsel ins BBV Ammerland, das Berufsbildungszentrum der GPS, geplant. Dort hätte sich der junge Mann in verschiedenen Bereichen 27 Monate lang ausprobieren können. „Ich habe gleich bei unserem ersten Gespräch zu Heinz gesagt, dass ich nicht in die Werkstatt will, sondern zu Bode Metall“, erzählt Philipp.

Das Unternehmen liegt in direkter Nachbarschaft zum BBV und ist zudem ein Inklusionsbetrieb. Immer wieder gehen Beschäftigte aus dem BBV rüber, um dort ein Praktikum zu machen. Während dieser Zeit werden sie von den Bildungsbegleitern des BBV regelmäßig an ihrem Praktikumsplatz besucht. So kostete es den Leiter des BBV, Heinz Madderken, nur ein kurzes Gespräch mit Firmeninhaber Michael Bode, und Philipp konnte anfangen.

Er ist danach tatsächlich nie ins BBV zurückgekommen, denn seit dem 1. Dezember 2023 ist er über das Budget für Arbeit fest angestellter Mitarbeiter der Firma Bode Metall. Er hat einen Schweißerschein und arbeitet an einem erweiterten Schweißerschein. Auch den Staplerschein hat er erfolgreich erworben. „Philipp hat sich hier ganz toll entwickelt und ist der Chefbeauftragte für die Säge“, lobt Michael Bode.

Ganz ohne Begleitung ist Philipp jedoch noch nicht auf seinem Arbeitsplatz. Einmal in der Woche kommt Kai Brunssen-Gerdes zu Besuch. Mit ihm spricht Philipp über die Arbeitswoche, erzählt ihm von eventuellen Problemen und bekommt bei Bedarf Hilfe. Kai Brunssen-Gerdes arbeitet im Fachdienst für Berufsbegleitung Ammerland. Er ist genau dafür zuständig: Menschen auf Außenarbeitsplätzen zu besuchen und sie bei Problemen im Berufsleben zu unterstützen. Insgesamt 30 Klient*innen besucht er jede Woche an ihrem Arbeitsplatz. Denn so viele Menschen sind in den vergangenen Jahren allein im Ammerland auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt worden.

Der Hauptanteil dieses Erfolgs geht auf das Konto von Raimund Sattler. Er hat den Fachdienst federführend aufgebaut, zunächst als Modellprojekt im Ammerland. Ein Jahr lang leistete er sehr viel Netzwerkarbeit und half dabei, Klient*innen auf den großen Schritt raus aus der Werkstatt vorzubereiten. Dabei geht unter anderem darum, selbstständig zu werden und ein Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln. Doch auch, wenn das sehr gut geklappt hat, ist eine Begleitung am Arbeitsplatz zumindest am Anfang nötig.

„Es sind ja immer noch Menschen mit Hilfebedarf“, sagt Kai Brunssen-Gerdes. Bei seiner Begleitung kann es um Probleme mit Kollegen gehen oder auch einfach darum, wie man sich krankmeldet oder einen Urlaubsantrag ausfüllt. Und manchmal müssen auch Probleme aus dem privaten Bereich aufgefangen werden. „Da gibt es natürlich Grenzen, aber diese Klient*innen haben ja keinen Sozialdienst mehr, an den sie sich in der Werkstatt wenden könnten“, so der Berufsbegleiter.

Der Schritt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt bedeutet für die Menschen mit Hilfebedarf sehr viel. Sie bekommen einen regulären Lohn. Allein das steigere das Selbstwertgefühl ganz enorm. Viele blühen regelrecht auf. So wie ein Mann, der in der Werkstatt jegliche Arbeit verweigerte. „Es war einfach nicht der richtige Ort für ihn“, sagt Raimund Sattler. Als der Klient an eine Stelle in einem Teichbaubetrieb kam, zeigte er sich von einer ganz anderen Seite. „Da ist er plötzlich durchgestartet, wie eine Rakete.“

Was als Modell-Projekt begonnen hat, läuft nun im Ammerland bereits so erfolgreich, dass Kai Brunssen-Gerdes mit seinen 30 Klient*innen schon bald an seine Grenzen kommt. Immer wieder kann er aber die Betreuung einzelner Klient*innen auch auslaufen lassen. Das wird wohl auch bald bei Philipp so weit sein. „Ich denke, er wird spätestens in einem Jahr so fest im Leben stehen, dass er unsere Unterstützung nicht mehr braucht“, prognostiziert Raimund Sattler. Dann hat Kai Brunssen-Gerdes wieder Zeit, jemand anderen in die Selbstständigkeit im Beruf zu begleiten.

Kleine Infobox: Nachdem das Modell-Projekt im Ammerland so erfolgreich angelaufen ist, wird derzeit auch für den Bereich Wilhelmshaven und Friesland ein Fachdienst Berufsbegleitung aufgebaut.

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