Neues aus der GPS

„Was ich tun konnte, habe ich getan“

Hans-Hermann Kickler ist nach 45 Jahren bei der GPS in den Ruhestand gegangen

Es ist seine besondere innere Haltung anderen Menschen gegenüber, die Hans-Hermann Kickler in den vergangenen 33 Jahren dabei geholfen hat, die Schule an der Deichbrücke erfolgreich zu leiten.  Sein Name ist längst fest verankert mit „seiner“ Schule. „Wertschätzung und Verbindlichkeit – wenn man die zwei Bausteine hat, kann man alles darauf aufbauen“, sagt er.

Der 66-Jährige hat vieles aufgebaut. Seit er die Schule im Jahr 1992 übernommen hat, ist sie von damals 48 Schülern in sechs Klassen auf heute 112 Plätze in 14 Klassen angewachsen.

Doch mit dem Aufbauen ist für Hans-Hermann Kickler nun Schluss. Im März wurde er in einer großen Feier im Pumpwerk in den Ruhestand verabschiedet. Schon Anfang Februar hatte er seinen Schreibtisch für seinen Nachfolger Thore Opitz freigeräumt. Die letzten Wochen hat er genutzt, um das Amt an ihn zu übergeben und sein „Leben in der GPS aufzuräumen“, wie er sagt. Dabei kam so manche Erinnerung hoch.

Sein Anerkennungsjahr zur Ausbildung zum Erzieher machte Kickler 1979 in der Selbsthilfegemeinschaft Kindergarten Wilhelmshaven in der Schlosserstraße. Als ausgebildeter Erzieher leistete er anschließend seinen Zivildienst bei der GPS ab – in der Tagesbildungsstätte für geistig Behinderte, wie es damals noch hieß. „Es gab eine Funktionstrainingsstätte, eine Abteilung für Mehrfachbehinderte und die Tagesbildungsstättengruppen. In der Rheinstraße gab es eine Zentrale Küche, die für mehrere GPS-Einrichtungen gekocht hat, erinnert sich der Wilhelmshavener.

Auch nach dem Zivildienst blieb Kickler der GPS treu. Er wechselte nach Upjever und arbeitete dort als Gruppenleitung im inzwischen eröffneten „Sonderkindergarten“, bevor er begann, an der Fachhochschule Bremen Sozialpädagogik zu studieren. Das Anerkennungsjahr führte Hans-Hermann Kickler zurück in die Tagesbildungsstätte nach Wilhelmshaven. Als er 1987 eine sonderpädagogische Zusatzausbildung an sein Studium anhängte, arbeitete er bereits als Gruppenleiter in „seiner Schule“. Nur fünf Jahre später übernahm er schließlich die Leitung der Schule und des Kindergartens, der an dem Standort inzwischen entstanden war. „Das gehörte damals noch zusammen. Aber der Kindergarten wurde immer größer“, erzählt er.

1993 trennte der damalige Geschäftsführer und Gründer der GPS, Gerhard Haack, Kindergarten und Schule voneinander. Hans-Hermann Kickler leitete von nun an „nur“ die Schule. „Eine Entscheidung, für die ich ihm heute noch dankbar bin“, sagt er. Als Leiter der Schule war der Pädagoge nicht mehr in den Unterricht eingebunden. „Aber einmal in der Woche bin ich mit zum Schwimmen gefahren. Das war immer toll“, erzählt er.

In 33 Jahren hat sich die Institution Tagesbildungsstätte enorm verändert. Sie ist zum einen extrem gewachsen. „Die Diagnose der Kinder ist viel genauer geworden als früher“, sagt Hans-Hermann Kickler. Schüler*in der Schule an der Deichbrücke kann nur werden, wer eine nachgewiesene geistige Behinderung hat. Und die Beeinträchtigungsformen der Schüler*innen haben sich geändert, dementsprechend auch die Anforderungen an die Pädagog*innen. Immer häufiger spielt herausforderndes Verhalten von Schüler*innen eine Rolle im Arbeitsalltag.

„Mir war es immer wichtig, dass die Stimmung im Haus gut ist“, sagt er. Er hatte stets ein offenes Ohr für seine Mitarbeitenden und legte Wert darauf, dass sie sich fortbilden und gut auf sich achten konnten. Denn: „Wir müssen aufpassen, dass wir unser Personal nicht verlieren“, betont er.

Die Tagesbildungsstätten stehen in Ergänzung zu staatlichen Förderschulen und im Zuge der Inklusion auch zu Regelschulen. Das Gerücht, dass die Existenz der Tagesbildungsstätten gefährdet sei, begleite ihn schon sein ganzes Berufsleben lang, sagt Kickler. „Ich mache mir um die Zukunft der TBS aber keine Sorgen.“ Der geschützte Rahmen der Einrichtungen mache es möglich, in ganz besonderer Weise auf die Schüler*innen einzugehen.

Und warum ist Hans-Hermann Kickler sein ganzes Berufsleben lang der GPS treu geblieben? „Die GPS hat mir immer sehr viel Entwicklungsspielraum gegeben. Hier hat man viele Freiheiten und kann sich sehr stark einbringen“, sagt er. Doch das müssen nun andere übernehmen. Hans-Hermann Kickler geht – und zwar mit einem guten Gefühl. „Ich denke, was ich tun konnte, hab ich getan“, resümiert er.

Im April will er erst einmal „richtig Pause machen“. Doch auch im Ruhestand wird er sich sicher nicht langweilen. „Die Liste, auf der geschrieben steht, welches Zimmer wann renoviert werden muss, ist schon fertig“, verrät er lachend. Doch vorher steht Hans-Hermann Kickler und seiner Frau noch ein schwerer Schritt bevor. Vor 14 Jahren hat Dorit Krämer-Kickler auf einem Außenheimplatz des Windrades, die damals sechsjährige Fabienne bei sich zu Hause aufgenommen. Sie ist noch Schülerin der Schule an der Deichbrücke. Doch sie ist inzwischen 20 Jahre alt und wird bald ausziehen. „Das wird hart“, weiß Hans-Hermann Kickler schon jetzt.

Ansonsten freut er sich darauf, mehr Zeit in seinem Garten verbringen zu können. „Ich habe schon so einige Projekte im Kopf, die ich umsetzen möchte.“ Und auch die ersten Städtereisen sind schon gebucht. Hin und wieder wird er sich auch mal an „seiner Schule“ blicken lassen. „Aber keine Angst, ich komme nicht jeden zweiten Tag“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Skip to content