Valentina möchte ein Drache sein. Und sie möchte eine Prinzessin gefangen halten. So viel steht fest, als sich Schülerinnen der Fachschule für Heilerziehungspflege an den Berufsbildenden Schulen in Varel mit Valentina und ihren Mitschüler*innen aus der Wehdeschule der GPS in Seghorn treffen. Zusammen mit der Theater- und Sonderpädagogin Theresa Ehmen vom Oldenburger Blauschimmer Atelier haben sie einen Tag Zeit, ein Theaterstück zu entwickeln. Schon am nächsten Tag kommen Mitschüler*innen und Angehörige, um zu sehen, was die Kinder und jungen Erwachsenen gemeinsam erarbeitet haben. Und das kann sich sehen lassen.
Nachdem schnell klar wird, dass die Kinder aus der Wehdeschule einen starken Bewegungsdrang haben, verlegt Theresa Ehmen das Theater kurzerhand nach draußen. Das weitläufige Außengelände der Schule eignet sich perfekt als Kulisse für ein Märchen, in dem am Ende drei Helden die Prinzessin mit Hilfe eines Zaubertranks aus den Fängen des Drachen befreien werden. Zuvor müssen sie jedoch diverse Prüfungen bestehen.
Nach den Aufführungen am zweiten Projekttag sind viele glückliche Kinder und stolze Eltern auf dem Schulhof versammelt. Ein sonst eher introvertierter Junge hatte es geschafft, laut vor vielen Menschen zu sprechen. Eine Schülerin sagt in der Abschlussrunde, sie habe gelernt, dass sie durchhalten könne, auch wenn sie eigentlich denkt, sie schaffe etwas nicht. „Da hatte ich wirklich Gänsehaut“, erzählt die Theaterpädagogin und berichtet von leuchtenden Augen der Eltern, nachdem sie ihre Kinder voller Selbstbewusstsein beim Theaterspiel erlebt hatten.
Genau das war Ziel des Projektes – das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken. Sie spielten zusammen mit den BBS-Schülerinnen auf Augenhöhe. „Alle spielen dasselbe Spiel, alle machen dieselben Übungen“, sagt Theresa Ehmen – Inklusion eben. Gemeinsam dachten sich die Teilnehmer*innen in bunt gemischten Kleingruppen ihre eigenen Spielszenen aus. Die Theaterpädagogin fügte das Ganze zusammen. „Die Ideen kamen aber alle von den Kindern“, betont sie.
Der Lerneffekt war bei allen Beteiligten groß. Theresa Ehmen selbst musste ihren ursprünglichen Plan mehrfach über Bord werfen. „Ich habe die Aufmerksamkeitsspanne der Kinder überschätzt“, weiß sie im Nachhinein. Es war keine Zeit, aus mehreren Ideen auszuwählen. „Wir haben einfach die erste Idee genommen und sie gemeinsam entwickelt.“ Eine BBS-Schülerin habe gelernt, dass der Satz „Alles ist möglich“ wirklich wahr sei. Sie hatte wohl nicht mit einem so tollen Ergebnis gerechnet. Und die Schüler*innen der Wehdeschule sind beim Spiel voll und ganz aus sich herausgekommen. Das Fazit der Theaterpädagogin: „Es war richtig, richtig gut!“
Das Projekt des Blauschimmel Ateliers in Kooperation mit dem Verein Jugendkulturarbeit aus Oldenburg wurde durch das Programm „Startklar in die Zukunft“ finanziert. Das Land Niedersachsen unterstützt mit dieser Initiative Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung der Auswirkungen durch die Corona-Pandemie.