Es war der 24. Februar 2022, die Klausuren-Phase war gerade vorbei. Wie so viele schaute Alex Herbst am Morgen auf sein Handy und war fassungslos: Russland hatte in der Nacht die Ukraine angegriffen. Wie sehr dieser Krieg auch das Leben des Studenten verändern würde, ahnte der 27-Jährige an diesem Tag noch nicht.
Alex Herbst stammt aus der Südukraine, zog im Jahr 2002 zu seiner Mutter und seinem Stiefvater nach Deutschland. Jeden Sommer verbrachte er seitdem seinen Urlaub in der alten Heimat, besuchte Familie und Freunde. Nun galt es plötzlich, eine Reise in die andere Richtung zu organisieren: Seine Tante, ihre Kinder und die Ehefrau seines ältesten Cousins flohen vor dem Krieg nach Wilhelmshaven. Alex Herbst kümmerte sich um sie, übersetzte, fand heraus, wer wofür zuständig ist.
Zur gleichen Zeit wurde Nikolai Rorberg bei der GPS Wilhelmshaven ein Job angeboten. Ein Jahr hatte er als Werkstudent bereits dort gearbeitet, nun suchte der Träger für ein von der „Aktion Mensch“ gefördertes Projekt einen russischsprachigen Mitarbeiter. Gegründet werden sollte eine Soforthilfestelle für Menschen und vor allem Kindern mit Behinderungen, die aus der Ukraine nach Deutschland fliehen mussten.