Eine junge GPS Beschäftigte sitzt an einem Tisch in einem Besprechungsraum. Sie lächelt.

Neues aus der GPS

„Im Amt haben die Frauen mehr Mut, ihre Meinung zu sagen“

Persönliche Probleme, Gewalterfahrungen oder Verbesserungsvorschläge: Die Frauenbeauftragten der Werkstätten haben immer ein offenes Ohr für ihre Kolleginnen. In Wilhelmshaven wurde Chantal Manke im Oktober 2021 von den anderen Beschäftigten in dieses Amt gewählt.
Eine junge GPS Beschäftigte sitzt an einem Tisch in einem Besprechungsraum. Sie lächelt.
Chantal Manke ist Frauenbeauftragte der Werkstatt Wilhelmshaven. Foto: Jannis Dirksen

Als eine ihrer Kolleginnen über das Handy belästigt wurde, fand die Frauenbeauftragte der GPS-Werkstatt in Wilhelmshaven, Chantal Manke, schnell eine Lösung: gemeinsam mit ihrer Assistentin, Andrea Hicken, machte sie einen Termin beim Sozialdienst und beim Werkstattleiter, schilderte, was passiert war – und sorgte schließlich für viel mehr als nur die Lösung diesen einen Problems. Aus dem Vorfall entwickelte sich ein Präventionskursus mit der Polizei. In Zukunft ist zudem ein weiterführendes Kursprogramm für alle Beschäftigten geplant.

Chantal Manke lächelt stolz, wenn sie von dieser Entwicklung erzählt. Seit November 2021 ist sie eine von zwei Frauenbeauftragten in der Werkstatt Wilhelmshaven. Sie hat Fortbildungen besucht, sich weitergebildet, ist Ansprechpartnerin für Frauen, die Hilfe brauchen, vertritt deren Anliegen gegenüber der Werkstattleitung. „Wir treffen uns einmal im Monat gemeinsam mit der Einrichtungsleitung und dem Werkstattrat“, erzählt sie. Sie genieße diese Besprechungen und dass sie dabei erfahre, was geplant sei. Außerdem bekomme sie die Chance, ihre Meinung beispielsweise zu Veränderungen bei den Räumlichkeiten oder zu den Arbeitsbedingungen zu sagen.

Eine tolle Chance, gehört zu werden

In allen sechs Werkstätten der GPS gibt es jeweils zwei Frauenbeauftragte. Sie alle wurden für vier Jahren gewählt, stehen den Beschäftigten zur Seite und treten für sie ein. Diese Teilhabe ist allerdings nicht selbstverständlich. Erst, nachdem eine Untersuchung im Jahr 2013 deutlich machte, dass viele Frauen in Deutschland in Einrichtungen für behinderte Menschen Missbrauch und Gewalt erfahren hatten, wurden Beauftragte gefordert. Stück für Stück erkämpften sich die Frauen ihre Rechte – bis die Frauenbeauftragten im Jahr 2017 schließlich mit dem Bundesteilhabegesetz fest in den Einrichtungen verankert wurden. „Für die Frauen ist das eine tolle Chance, gehört zu werden“, sagt Andrea Hicken. Die Assistenz der Frauenbeauftragen innerhalb der GPS unterstützt die gewählten Beschäftigten und weiß: „Im Amt haben die Frauen mehr Mut, eine Meinung zu haben und diese auch zu vertreten.“

Um den Frauen das nötige Rüstzeug für ihr Amt zu geben, stehen ihnen in ihrer vierjährigen Amtszeit insgesamt 20 Fortbildungstage zu. Dort erfahren sie nicht nur geschichtliche Hintergründe der Frauenrechte, sondern auch ganz praktische Dinge: wie fragt man in der Sprechstunde am besten, was passiert ist? An wen kann man sich wenden und wie schützt man auch sich selbst? Andrea Hicken organisiert die Fortbildungen und legt viel Wert darauf, dass die Frauenbeauftragten auf sich selbst aufpassen: „Die Themen sind oft belastend“, sagt sie, „und manchmal ist es einfach der beste Weg, gemeinsam zum Sozialdienst zu gehen und sich Hilfe zu holen“.

Die Beschäftigten sollen wissen, welche Rechte sie haben

Eines dieser belastenden Themen, das auch in den Fortbildungen besprochen wird, ist das der Gewalt: Welche Facetten gibt es? Wo beginnt Machtmissbrauch, was ist Mobbing und wie geht man mit Drohungen um? Auch sexueller Missbrauch wird thematisiert – von Bildern, die über das Smartphone verschickt werden, bis hin zu Übergriffen.

Bis auf den eingangs geschilderten Fall musste Chantal auf derartige Fälle glücklicherweise noch nicht reagieren. Ihr Augenmerk liegt darauf, dass sich die Beschäftigten an ihren Arbeitsplätzen wohlfühlen – und dass sie wissen, welche Rechte sie haben. So sind auch die UN-Behindertenrechtskonventionen und auch die Rechte von Frauen in den Einrichtungen fester Bestandteil der Fortbildungen. „Und meine Aufgabe ist es, dieses Wissen an andere weiterzugeben“, sagt Chantal Manke.

Für ihr Amt als Frauenbeauftragte wird sie stundenweise von ihren Aufgaben in der Werkstatt freigestellt. Die meiste Zeit arbeitet sie allerdings weiterhin in der Hauswirtschaft, kümmert sich unter anderem um die Bewirtung, Essenausgabe und Inventur. Ihr Job macht ihr Spaß, sagt Chantal Manke. Und ihr Amt sei eine spannende Ergänzung. Aktuell wird ihr Büro umgebaut. Sobald es fertig ist, wird sie regelmäßige Sprechstunden anbieten, aktuell arbeitet sie sich in die Arbeit mit dem Computer ein. Andrea Hicken unterstützt dabei, ist Ansprechpartnerin und sorgt unter anderem dafür, dass die Zusammenarbeit mit den Werkstatträten funktioniert und alles nach der Pandemie wieder richtig Fahrt aufnimmt. „Jetzt geht es erst einmal darum, das Angebot in den Werkstätten bekannter zu machen“, sagt sie. Denn nur, wenn die Beschäftigten wissen, an wen sie sich wenden können, haben die Frauenbeauftragten die Chance, etwas zu verändern.

 

Die Frauenbeauftragten auf einen Blick:
Vorsitzende aller GPS-Frauenbeauftragten:
1. Sonja Ablers, Artec Ammerland
2. Renate Berlip, Artec Roffhausen

Artec Roffhausen:
1. Renate Berlip
2. Nancy Belamon

Artec Ammerland
1. Sonja Albers
2. Angelika Elsner
3. Marlies Fröhlich

WfbM Wilhelmshaven
1. Chantal Manke
2. Nadine Schorg

WfbM-Jever
1. Lena Gabler
2. Valentina Gette

WfbM-Jeringhave
1. Manuela Janßen
2. Nicole Breu

WfbM-Westerscheps
1. Chantal Kersten
Zur Zeit gibt es keine Stellvertreterin

Eine GPS Beschäftigte in einem Kiosk der Artec Roffhausen. Sie steht vor der Kamera und schaut freundlich.
Renate Berlip, Artec Roffhausen
Eine GPS Beschäftigte in einem Kiosk der Artec Roffhausen. Sie steht vor der Kamera und schaut freundlich.
Nancy Belamon, Artec Roffhausen
Frauenbeauftragte Andrea Hicken und eine GPS Beschäftigte in einem Raum. Sie stehen neben ein Flip-Chart. Auf dem Papier ist etwas geschrieben über das Thema "Ideen für den Frauentag am 08. März.
Chantal Kersten (links), Werkstatt Westerscheps mit der Assistentin der Frauenbeauftragten, Andrea Hicken.
Eine GPS Beschäftigte sieht man auf dem Bild. Sie ist in einem Garten. Auf der Wiese liegt Schnee und man sieht zwei Häuser im Hintergrund.
Angelika Elsner, Artec Ammerland
Eine GPS Beschäftigte in einem Raum. Sie hat Blumen als Geschenk bekommen.
Die erste Vorsitzende der GPS-Frauenbeauftragten, Sonja Albers, Artec Ammerland
Eine GPS Beschäftigte sitzt auf einem Stuhl in einem Raum. Sie hält zwei verschiedene Herzkissen in den Händen.
Manuela Janßen, Werkstatt Jeringhave
Zwei GPS Beschäftigte sind bei der Südstrand-Promenade. Sie schauen freundlich in die Kamera. Es ist sonniges Wetter.
Chantal Manke und Nadine Schorg, Werkstatt Wilhelmshaven
Drei GPS Beschäftigte sieht man auf dem Bild. Sie sind in einem Garten. Im Hintergrund ist ein großes Fachwerkhaus.
Lena Gabler (Werkstatt Jever), Nicole Breu (Werkstatt Jeringhave) und Valentina Gette (Werkstatt Jever)
Frauenbeauftragte Andrea Hicken und fünf GPS Beschäftigte sind in einem Raum. Sie stehen oder sitzen. Im Hintergrund an der Leinwand sie man ein Bild mit dem Thema "Frauenbeauftragte in Werkstätten - Frauen fördern ihre Rechte!" Sie halten alle ihre Daumen hoch.
Gruppenfoto beim Seminar in Bremervörde
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