Es ist kurz nach 13 Uhr an einem Dienstag. Helena und Ezdan öffnen die Tür vom Familienzentrum Ost in Wilhelmshaven, wenig später kommt auch Ismael herein. Nach der Schule bekommen die Kinder hier an zwei Tagen in der Woche ein warmes Mittagessen und Hilfe bei den Hausaufgaben. Zehn Grundschüler sind es insgesamt, die Warteliste für einen Platz ist lang. Fast alle von ihnen haben einen Migrationshintergrund und noch ein wenig Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. „Ihre Eltern lernen selbst noch Deutsch und können ihren Kindern dadurch kaum bei den Aufgaben für die Schule helfen“, sagt Gabi Neumann. Gemeinsam mit Yvonne Carstensen leitet sie seit vielen Jahren die Hausaufgabenhilfe. Doch im Sommer dieses Jahres stand das wichtige Projekt beinah vor dem Aus.
Es gab keine Finanzierung mehr – weder für die Mitarbeiterinnen noch für das Mittagessen. Doch an dieser Stelle kam Nicole Stappenbeck ins Spiel. Sie ist bei der GPS für das Fundraising zuständig – also unter anderem für Spenden und Fördermittel. Und sie wandte sich an die Sozialmanagerin Petra Lüker von der „Stiftung – Dein Zuhause hilft“. Die Stiftung wurde 2019 von der LEG-Immobilien-Gruppe mit dem Ziel gegründet, die Lebenssituationen von Menschen in den Wohnquartieren zu verbessern. Die „Stiftung – Dein Zuhause hilft“ agiert unabhängig von der LEG. Sie unterstützt durch ihr eigenes Sozialmanager*innenteam Menschen bei der Suche nach geeigneten Hilfsangeboten und fördert soziale Projekte unter anderem. in der Kinder- und Jugendhilfe.
Petra Lüker ist seit Juni 2022 für den Bereich Nord zuständig, zu dem auch Wilhelmshaven gehört. Zum Auftakt führte sie eine Sozialraumanalyse durch, setzte danach ihren Fokus auf die Bereiche Bant, Fedderwardergroden und Heppens. Da passte die Anfrage für das Familienzentrum Ost perfekt. „Es ist mir ein großes Anliegen, die Chancengleichheit von Kindern zu verbessern“, sagt Petra Lüker. Der familiäre Hintergrund spielt für den Bildungsweg noch immer eine große Rolle. Durch Projekte wie die Hausaufgabenhilfe könne es gelingen, dies zu durchbrechen. Um sicherzustellen, dass diese Unterstützung den Kindern auch weiterhin zu Teil wird, fördert die Stiftung das Angebot mit fast 28.000 Euro für zwei Jahre.
Helena, Ezdan und Ismael haben mittlerweile mit den Hausaufhaben angefangen, schreiben fleißig in ihre Arbeitshefte. Nach und nach werden auch die anderen Kinder eintrudeln und sich an die Arbeit machen. Wer schneller fertig ist als die anderen, darf Lernspiele spielen oder bekommt Material zum Üben. Sobald dann alle ihre Sachen wieder in den Ranzen verstaut haben, gibt es Mittagessen, danach wird gespielt. Die Betreuung endet um 16 Uhr – und wird vom Familienzentrum und von den Kindern immer verlässlich eingehalten. „Auch dabei steht natürlich die Förderung der Kinder im Mittelpunkt“, sagt Gabi Neumann. Gesprochen wird ausschließlich Deutsch, es gibt gemeinsame Brettspiele oder Vorlese-Stunden. Dabei unterstützt Elke Kilian die beiden Mitarbeiterinnen ehrenamtlich. Auch sie ist schon seit vielen Jahren dabei, zusammen sind die drei ein eingespieltes Team.
Das merken auch die Kinder. Sie fühlen sich sichtlich wohl im Familienzentrum, kommen gerne her. Und sie profitieren von den beiden Nachmittagen. Vermittelt werden die Kinder von der Grundschule Mühlenweg. Die Lehrer und Sozialarbeiter schauen, wer Unterstützung brauchen kann und schlagen den Eltern das Angebot vor. Viele Kinder sind bereits ab der zweiten Klasse dabei und bleiben bis zum Wechsel auf die weiterführende Schule. „Die wachsen einem natürlich ans Herz“, sagt Gabi Neumann. Und so gibt es in jedem Jahr vor den Sommerferien einen schönen, gemeinsamen Ausflug. In diesem Jahr ging es ins Wattenmeerhaus, ein Tag, an den sich alle noch lange erinnern werden. „Und zum Abschied fließen dann natürlich auch mal ein paar Tränen“, sagt Gabi Neumann und schaut mit einem Lächeln zu den Kindern, die konzentriert ihre Aufgaben machen.