Man sieht auf diesem Bild zwei GPS Mitarbeiterinnen und die Einrichtungsleiterin vom Kindergarten Leuchtfeuer.

Ein geschulter Blick von außen kann Augen öffnen

Monika Radeck-Boehnke und Eva Lonicer bieten Fachberatung für Kitas an
Man sieht auf diesem Bild zwei GPS Mitarbeiterinnen und die Einrichtungsleiterin vom Kindergarten Leuchtfeuer.
Monika Radeck-Boehnke (von links), Eva Lonicer und Sylvia Erhardt beraten Regel-Kitas. Foto: Kristin Hilbinger

Das kleine Mädchen hält es im Morgenkreis ihrer Gruppe nicht aus. Sie flüchtet sich immer wieder nach kurzer Zeit aus der Situation. Sie spricht nicht, hält sich eigentlich immer nur am Rande des Geschehens auf. Bei den Mahlzeiten braucht sie ungewöhnlich lange. Die Erzieherinnen in der Krippe einer Regel-Kita machen sich Sorgen. Was könnte der Grund für diese Verhaltensauffälligkeiten sein?

Um das herauszubekommen, haben sie sich Hilfe bei Monika Radeck-Boehnke gesucht. Sie ist Heilpädagogin im Heilpädagogischen Kindergarten Leuchtfeuer der GPS in Wilhelmshaven und bietet gemeinsam mit der Sozialpädagogin Eva Lonicer Fachberatung in Kindertagesstätten an. „Ich bin in die Gruppe gegangen, habe das Kind in verschiedenen Situationen beobachtet und konnte die Sorgen sehr schnell nachvollziehen. Vieles deutete auf eine kombinierte Entwicklungsstörung hin.“

Im nächsten Schritt hat die ausgebildete Video-Home-Trainerin, Kinderschutzfachkraft und Trauma-Pädagogin dann gemeinsam mit den Erzieherinnen das Gespräch mit den Eltern des Mädchens vorbereitet. Ihr Rat lautete, neben pädagogischen Fördermaßnahmen für den Alltag in der Krippe, einen Kontakt zur Eingliederungshilfe herzustellen. Diese kann mit der Einschätzung des Gesundheitsamtes den Bedarf einer heilpädagogischen Unterstützung feststellen. „Genauso ist es dann auch gekommen“, sagt Radeck- Boehnke.

Situationen wie diese sind typisch für die Arbeit der Fachberatung. „Ein Kind zeigt zum Beispiel übergriffiges Verhalten, beißt und kratzt andere oder fällt anderweitig auf. Für die Erzieherinnen gibt es häufig keinen ersichtlichen Grund für das Verhalten des Kindes“, erklärt Eva Lonicer. Sie ist stellvertretende Leiterin des Kindergartens Leuchtfeuer und ebenfalls Trauma-Pädagogin und VHT-Trainerin (VHT: Video Home Training). In solchen Fällen kommen die Fachberaterinnen häufig zur Hospitation in die Einrichtung und beobachten das Kind in seinem Kita-Alltag. Dabei ist es häufig hilfreich, die Videokamera zur Interaktions-Diagnostik einzusetzen. Mit Hilfe der Analyse der Aufnahmen von verschiedenen Situationen können die beiden Expertinnen Handlungsmuster erkennen und gemeinsam mit den Erzieher*innen Lösungswege entwickeln.

„Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist sehr wichtig“, betont Eva Lonicer. Die beiden Frauen arbeiten bedarfsorientiert und prozessbegleitend. Sie steigen in die inhaltliche pädagogische Arbeit in den betreffenden Gruppen ein und geben Tipps für das weitere pädagogische Handeln. Sie wollen den hilfesuchenden Teams mit ihrer Arbeit Handlungssicherheit geben.

„Es gibt sehr viele Kinder mit einem erhöhten Bedarf an Unterstützung in den Regelkindergärten“, sagt Eva Lonicer. Nach der langen Zeit der Corona-Pandemie merke man jetzt sehr deutlich, dass die regelmäßige pädagogische Begleitung lange gefehlt hat.

Der Bedarf an Beratung ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Es gibt inzwischen auch vermehrt Anfragen zur Teamentwicklung oder zum Umgang mit Eltern. „Wir stellen sehr viel Erschöpfung in den Teams fest“, sagt Eva Lonicer. Durch die Beratung können der Arbeit neue Impulse gegeben werden, die den Alltag in den Einrichtungen erleichtern.

In den vergangenen Jahren haben sich die Beeinträchtigungsformen, die bei den Kindern zu Tage treten, verändert. Das stellt die Teams in den Kitas vor Herausforderungen. Wie sollen sie damit umgehen? Auch hier kann die Fachberatung helfen. Eva Lonicer und Monika Radeck-Boehnke können im Team des Kindergartens Leuchtfeuer auf ein großes Repertoire unterschiedlicher Ausbildungen ihrer Kolleg*innen zurückgreifen. Und sie stehen selbst beide „mit einem Fuß in der Praxis“, sagt die Leiterin des Hauses, Sylvia Ehrhardt. Sie ist für die Organisation und Weiterentwicklung der Fachberatung verantwortlich. So können sie sich relativ schnell auf neue Bedarfe einstellen. Ihr Wunsch ist es, dass die Kitas sie regelmäßig dazu holen, also präventiv. „Eine Notsituation muss dafür noch nicht eingetreten sein“, betonen die Expertinnen.

„Aktuelle Entwicklungen und Inhalte aus den Regelkindergärten sind oft auch für unseren heilpädagogischen Bereich von Bedeutung. Diese unmittelbar zu erfahren und zu erleben ist sehr wertvoll und ermöglicht uns einen guten Blick auf fachlich notwendige Neuerungen und anstehende Themen in unserer Arbeit“, sagt Monika Radeck-Boehnke.

Durch den Kindergarten Leuchtfeuer gibt es die Fachberatung in Kindertagesstätten seit zwölf Jahren. Sie ist aus einem Fortbildungsangebot entstanden, mit dem Monika Radeck-Boehnke für Kitas mit Integrationsgruppen im Jahr 2009 begonnen hat. Mittlerweile bieten alle Heilpädagogischen Kitas der GPS Fachberatung für externe Kitas in ihrer Region an.

Eva Lonicer und Monika Radeck-Boehnke stehen derweil nicht nur als Fachberatung für Kindertagesstätten in Wilhelmshaven zur Verfügung, sondern beraten ebenfalls Pflegeeltern im Landkreis Wittmund. „Wir bekommen sehr viele Anfragen zum Thema Traumaberatung“, sagt Eva Lonicer.

 

Durch die Fachberatung ist das „Praxisbuch Entwicklungsberichte“ über die GPS hinaus bekannt geworden. In dem Buch sind neben Begriffserklärungen, Entwicklungstabellen und Beobachtungsbögen auch Beispielberichte und Formulierungshilfen für das Verfassen von Entwicklungsberichten enthalten. „Das Buch ist eine große Hilfe für die Fachkräfte in den Kitas und wir verkaufen es inzwischen bundesweit“, sagt Sylvia Ehrhardt.

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