Drei Männer und eine Frau mit einem Pferd und einem Hund draußen auf einem sandigen Platz. Sie schauen alle in die Kamera.

Neues aus der GPS

Bei der Arbeit die Liebe zu Pferden entdeckt

Vielfalt leben: Nicolas Kiecol hat eine Ausbildung zum Pferdewirt gemacht

Auf dem Hof von Karl-Heinz Funke in Dangast hat er einen Arbeitgeber mit Familienanschluss gefunden. Im Juli konnte er dort auf seine bestandene Prüfung anstoßen.
Drei Männer und eine Frau mit einem Pferd und einem Hund draußen auf einem sandigen Platz. Sie schauen alle in die Kamera.
Sie alle freuen sich sehr über die bestandene Abschlussprüfung (von links): Arbeitsbegleiter Joachim Brachthäuser, Nicolas Kiecol, Karl-Heinz Funke und Greta Funke-Ligthart. Foto: Kristin Hilbinger

„Er ist wirklich ein ganz tolles Pferd“, sagt Nicolas Kiecol und tätschelt dem Schimmel „Corny“ liebevoll den Hals. Corny war einer von vielen, die dem 26-Jährigen dabei geholfen haben, seine Ausbildung zum Pferdewirt zu schaffen. Auf ihm konnte er das Reiten lernen und mit ihm durfte er auch die pflegerischen Tätigkeiten und die Bodenarbeit üben, die er als Pferdewirt beherrschen muss. Nachdem er viereinhalb Jahre auf dem Betrieb von Karl-Heinz Funke und dessen Frau Petra in Dangast gearbeitet hat, hat Nicolai Kiecol im Juli die Ausbildung zum Pferdewirt (Fachrichtung Pferdehaltung und Service) bestanden. „Als ich das Ergebnis bekommen habe, habe ich meine Freude über den ganzen Hof gerufen“, erzählt der Vareler.

Sein Weg führte Nicolas Kiecol aus Varel nach der Schule zunächst in die GPS Werkstatt für behinderte Menschen in Jeringhave. Dort arbeitete er in verschiedenen Bereichen – in der Hauswirtschaft, in der Gärtnerei. „Aber das war alles nicht das Richtige für mich“, erzählt er. Er wollte raus aus der Werkstatt und sein Glück auf einem Außenarbeitsplatz suchen. Während eines Praktikums im Jaderpark entdeckte er seine Liebe zur Arbeit mit Tieren. Anschließend arbeitete er schließlich zwei Jahre lang auf einem Bauernhof. „Da wusste ich, dass die Landwirtschaft genau das Richtige für mich ist“, sagt er.

Begleitet wurde Nicolas auf seinen verschiedenen Stationen von seinem inzwischen verstorbenen Arbeitsbegleiter Volker Mennen im Rahmen des GPS-Angebots „Vielfalt leben“. Er war es auch, der ihn dazu ermutigte, eine Berufsausbildung zu machen. Da der Hof, auf dem der junge Mann damals beschäftigt war, nicht ausbildungsberechtigt war, musste er sich umorientieren. Er bekam eine neue Chance auf dem Hof von Karl-Heinz und Petra Funke in Dangast. Die Tochter der Familie, Greta Funke-Ligthart, leitet den Pferdebetrieb in Dangast und war somit auch die Anleiterin während der Ausbildung von Nicolas Kiecol. „Am Anfang hatte er seine Schwierigkeiten. Die Arbeit ist körperlich anstrengend. Aber er hat sich durchgebissen und am Ende alles geschafft“, lobt sie ihren Schützling. Und auch die fünf Wochen Blockunterricht im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum für Tierhaltung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat der Prüfling gemeistert.

Nicolas hatte zunächst zwei Jahre in Teilzeit auf dem Hof gearbeitet. Er mistete die Boxen aus, fegte Futtergänge und den Hof. Mit Ausbildungsbeginn hieß es für ihn, den ganzen Tag auf dem Hof und auch mit den Pferden zu arbeiten. „Ich hatte auf meinem ersten Betrieb nur mit Kühen zu tun. Das ist natürlich etwas ganz Anderes“, erzählt er. Nun musste er eine Beziehung zu den Pferden aufbauen, sie auf die Weide oder ins Paddock bringen, sie füttern, einen Blick dafür entwickeln, ob die Tiere gesund sind oder ob ihnen etwas fehlt. Er musste lernen, sie selbstständig für den Transport oder für einen Ausritt vorzubereiten und sie zu longieren. Und er musste üben, Kundengespräche zu führen. „Die ersten Führversuche mit den Pferden waren schon spannend“, sagt Greta Funke-Ligthart augenzwinkernd.

Die Kunden sind auf dem Hof von Familie Funke die Pferdebesitzer, die ihre Tiere auf dem Betrieb eingestellt haben. Sie alle kennen Nicolas. Und sie haben ihn auf seinem Weg unterstützt – ebenso wie die Familie Funke. Sie haben ihm geholfen, reiten zu lernen, haben ihm ihre Tiere zum Üben anvertraut. Als er seine  Prüfung bestanden hatte, stießen sie auf dem Hof in Dangast mit ihm an.

Der Arbeitsbegleiter Joachim Brachthäuser hat Nicolas Kiecol nach dem Tod von Volker Mennen betreut. „Ich war auch bei der Prüfung durch die Landwirtschaftskammer dabei. Das war schon aufregend“, erzählt er. Wie es jetzt für Nicolas weitergeht, steht noch nicht ganz fest. „Wir streben ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis im Rahmen des ,Budget für Arbeit‘ an“, sagt Joachim Brachthäuser. Nicolas Kiecol würde sehr gerne bei Familie Funke bleiben. Dort hatte er bislang einen Arbeitgeber mit Familienanschluss.

 

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