Neues aus der GPS

Mit Murmeln und Karten zu positivem Feedback

Zwei Schulen sind in Kultur-Experimente gestartet

Worte haben eine große Wirkung - jedoch nicht immer die, die wir eigentlich erzielen wollen. In der Schule an der Deichbrücke und in der Schule am Forst verzichten die Mitarbeitenden deshalb künftig zum Beispiel auf verletzende Füllwörter.

Wie kommt das, was ich sage, eigentlich bei meinem Gegenüber an? Eine Frage, die Aufmerksamkeit verdient. Denn Worte können andere verletzen, auch wenn das vielleicht gar nicht beabsichtigt ist. Immer, nie, müssen, ständig, eigentlich – das sind solche verletzenden Füllwörter. Sie kommen ganz selbstverständlich in unserem Sprachgebrauch vor.

In der Schule an der Deichbrücke und in der Schule am Forst soll sich das ändern. Denn: „Wir wollen ein Gefühl des Wohlseins schaffen“, sagt Thore Opitz. Der Leiter der Schule an der Deichbrücke hatte schon beim Kulturmarktplatz im Mai die Idee, ein Kulturexperiment zur Feedbackkultur in seiner Schule zu starten.

Als Kulturwandel möchte er diesen Ansatz dabei gar nicht unbedingt verstehen – eher als Kulturstärkung. „Ich finde, wir haben schon einen großen Schatz an Haltung und fachlicher Qualität“, sagt er. In seiner Einrichtung hat es aber in den vergangenen Jahren auch viel Personalwandel gegeben. „Mit dem Kulturexperiment möchte ich erreichen, dass unsere Werte erhalten und weitergetragen werden“, erklärt er.

Auch in der Schule am Forst gab es viele Veränderungen. Unter anderem kam mit Sebastian Wessels ein neuer Leiter ins Haus. Den spürbaren Wandel nahmen Sukumari Schütte und Simona Nasse zum Anlass, ein Kulturexperiment vorzuschlagen. Auch ihnen ging es darum, eine Feedbackkultur zu etablieren.

Mit der Unterstützung von Wiebke Roprecht und Robert Lehmann haben sich beide Schulen auf den Weg gemacht. In der Schule an der Deichbrücke ist das auch deutlich sichtbar. In der Mensa der Schule hängt ein großer Zeitstrahl, der den bisherigen Weg seit dem Start des Experiments im September sichtbar macht.

Die Idee hinter dem Experiment ist es auch, das Team zu stärken. Beide Häuser stehen vor einem großen Umbruch. Es steht der Wandel der Tagesbildungsstätten zu Förderschulen in freier Trägerschaft bevor. „Niemand weiß momentan, wie das genau aussehen wird“, sagt Thore Opitz. Es gebe eben Veränderungen, die man nicht beeinflussen könne. „Aber wir können beeinflussen, wie wir damit umgehen.“

 

Thore Opitz hat Elevation-Cards angeschafft Sie werden auch Superkraft-Karten genannt. Die Mitarbeitenden sind aufgefordert, diese Karten an ihre Kolleg*innen weiterzugeben. Jede Karte beschreibt eine Charakterstärke. Hat man eine solche bei einer/m Kolleg*in erkannt, überreicht man die entsprechende Karte. Das Ziel ist es, positives Feedback zu geben. Stärken können Eigenschaften sein wie Hilfsbereitschaft, Ideen, Fairness, Wertschätzung, Authentizität, Zuversicht, innere Ruhe, Tapferkeit, Offenheit. Eine solche Karte zu bekommen, wirkt sich unmittelbar auf das Wohlbefinden der/des Empfänger*in aus und schafft einen Moment sozialer Nähe.

In Upjever hat jetzt jede/r Mitarbeitende ein Murmelglas. Statt Karten überreichen sich die Kolleg*innen dort Murmeln – verbunden mit positivem Feedback. Sukumari Schütte selbst hat zum Beispiel eine Murmel bekommen, weil sie früh am Morgen immer für jeden ein fröhliches „Guten Morgen“ parat hat. „Ich fand es zuerst komisch, dafür eine Murmel zu bekommen, weil ich es selbstverständlich finde. Aber dann habe ich mich darüber gefreut“, erzählt sie. Christa Kühnl hat eine Murmel an eine junge Kollegin überreicht, weil sie sich getraut hat, mit einer älteren Kollegin über ein Thema ins Gespräch zu gehen, dass sie belastete.

Teil des Experiments ist es in beiden Schulen auch, zu lernen, wie ein Feedback positiv formuliert werden kann. „Es ist wichtig, bei der Sache zu bleiben. Man formuliert eine Beobachtung, eine Wahrnehmung und einen Wunsch – ohne einen Vorwurf zu machen“; erklärt Thore Opitz.

Die Experimente stehen noch am Anfang und sicherlich kostet es auch zunächst einmal Überwindung, Karten oder Murmeln zu überreichen und auch einige Übung, ein Feedback immer so zu formulieren, dass es am Ende nicht doch als negative Kritik aufgefasst wird.

Was der nun begonnene Wandelprozess in den beiden Schulen bewirken wird, wird die Zeit mit sich bringen. Die neuen Praktiken müssen nun zunächst nach und nach in den herausfordernden Arbeitsalltag integriert werden.

Die vielen anderen Einrichtungen, die sich ebenfalls mit einer Experiment-Idee bei Wiebke Roprecht beworben haben, werden nach und nach ebenfalls mit ihren Projekten starten. Es wird aber schrittweise passieren, damit jedes Experiment eng begleitet werden kann. Wer noch eine Bewerbung einreichen möchte, kann sich jederzeit an Wiebke Roprecht wenden.

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