Neues aus der GPS

„Die Region ist unsere Werkstatt“

Detlef Opitz geht nach 40 Jahren bei der GPS in den Ruhestand – Seit 2013 Geschäftsbereichsleiter Bildung – Arbeit – Teilhabe

Eigentlich war Detlef Opitz Lebensplan schon geschrieben:

Nach seiner Tischlerausbildung war er in der Meisterausbildung, die Betriebsübernahme fest im Blick. Doch dann lag der Einberufungsbescheid im Briefkasten. Der 23-Jährige entschied sich für den Zivildienst – und landete in der WfbM der GPS. 16 Monate war er in der Tischlerei, lernte die pädagogische Arbeit und die Menschen kennen. „Offenbar hat es mir gut gefallen“, sagt er und lächelt zufrieden. Aus dem erzwungenen Start ist eine Karriere bei der GPS geworden. Nach 40 Jahren im Unternehmen und zuletzt fast zwölf Jahren als Geschäftsbereichsleiter Bildung – Arbeit – Teilhabe hat er sich jetzt in den Ruhestand verabschiedet.

„Die Arbeit mit den Menschen hat mir von Anfang an unheimlich Spaß gemacht“, erzählt er. Die Ehrlichkeit und die unverfälschte, direkte Reaktion der Beschäftigten habe die Zeit besonders gemacht. Und so entschied er sich nach dem Zivildienst gegen die Tischlerei in der freien Wirtschaft und für ebendiesen Bereich innerhalb der Werkstatt. „Neben der Arbeit an sich überwogen aber auch die Vorteile, die die GPS als Arbeitgeberin damals schon bieten konnte.“ Die schätzt er bis heute: „Von der Fachkraft bis jetzt hatte ich immer die Chance, mitzugestalten und mich weiterzuentwickeln.“ Und nicht nur das: In der GPS sei jeder willkommen. „Damals waren es lange Haare oder eine kommunistische Einstellung, heute haben wir ganz andere Themen. Aber klar ist: Bei uns geht es nur um das Können. Du darfst hier alles sein – außer ein Nazi.“

Von 1986 bis 2001 war Detlef Opitz Gruppenleiter in der Tischlerei. Einer seiner Kollegen war damals Mitglied des Betriebsrats – und gab ihm den Schups für seinen nächsten Schritt. „Als er in Rente ging, war sein Wunsch, dass die Tischlerei weiterhin im BR vertreten ist“, erzählt Detlef Opitz, „und da ich der Jüngste im Team bin, sollte ich mich aufstellen lassen.“

Der heute 63-Jährige wurde 2000 in den BR gewählt, war anfangs als „normales“ Mitglied bei den wöchentlichen Sitzungen dabei. „Die GPS war zu der Zeit schon auf über 500 Mitarbeitende angewachsen und dem Betriebsrat stand eine zweite Freistellung zu.“ Der BR setzte das durch – und hatte dann niemanden, der die Stelle antreten wollte. Also ergriff Detlef Opitz die Chance, wurde zum Januar 2001 zweiter Vorsitzender und freigestelltes Betriebsratsmitglied.

Die Zeit im BR war intensiv. Unter anderem wurden das Betriebliche Gesundheitsmanagement und das Qualitätsmanagement für die Werkstätten eingeführt. „Da waren schon einige Kolleg*innen sehr skeptisch“, erinnert er sich. Aber für ihn stand fest: Wir müssen das machen. Also sollten wir jetzt die Chance nutzen und es gemeinsam entwickeln.

Dieser Pragmatismus half ihm auch, als der damalige Geschäftsführer Dieter Warning den Tarifvertrag kündigte. „Die Stimmung in der GPS war natürlich richtig schlecht“, erinnert sich Detlef Opitz. Und trotzdem musste es weitergehen. Als Warnings Nachfolger, Manfred Pfaus, 2005 übernahm, bat er den BR, gemeinsam mit ihm eine Betriebsvereinbarung zu erarbeiten, um den Tarifvertrag zu ersetzen. „Das ist zwar eigentlich nicht so vorgesehen aber es war einfach notwendig, dass wir ein Regelwerk haben.“ Über Jahre wurde verhandelt, bis am Ende ein Abschluss gefunden war. „Und trotzdem bin ich sehr froh, dass wir mittlerweile wieder einen Tarifvertrag haben, den die Gewerkschaft ausgehandelt hat“, sagt Detlef Opitz. Als der unterschrieben wurde, war der 63-Jährige bereits Mitglied der Geschäftsleitung. „An den vorangegangenen Streik kann ich mich noch sehr gut erinnern. Neben der Corona-Pandemie war das eine der größten Herausforderungen.“

Am 1. Januar 2013 hatte er den Geschäftsbereich Bildung – Arbeit – Teilhabe übernommen. Ein Seitenwechsel war das für ihn aber nicht: „Ich war immer für die GPS – ob als BR oder als Teil der Geschäftsleitung.“

Manfred Pfaus hatte ihn gebeten, sich zu bewerben – und Detlef Opitz reagierte mit einem ausgearbeiteten Plan, den er auf Flipcharts notierte. Drei wichtige Schwerpunkte standen darauf: personenzentrierte Angebote die sich am ersten Arbeitsmarkt orientieren und die Vermittlung der Menschen auf diesen sowie die Digitalisierung.

Knapp zwölf Jahre später zieht er eine positive Bilanz. Mit großer Offenheit und Ehrlichkeit habe er gemeinsam mit seinem Führungskreis viel erreicht. „Bei der Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt sind wir niedersachsenweit führend und beim der Umsetzung des BTHG sind wir gut dabei.“ Eine weitere, wichtige Entscheidung habe sich zudem als goldrichtig erwiesen: Die Ausgliederung des Bildungsbereichs von den Werkstätten. „Mittlerweile wird genau das auch vom Gesetzgeber gefordert – und wir sind diesen Schritt zum Glück schon früh gegangen.“

Wichtig ist ihm auch, dass die Werkstätten nicht nur in den öffentlichkeitswirksamen Bereichen gute Arbeit leisten: „Wir haben sehr gute Angebote für schwerstmehrfachbehinderte Menschen.“ In den Tagesförderstätten werde herausragende Arbeit geleistet, auch dort sei die GPS führend.

Seine Nachfolgerin, Daniela Burr, hat Detlef Opitz längst eingearbeitet. „Als bisherige Leiterin der Werkstatt in Jever kennt sie die GPS, da ging alles ganz schnell.“ Der Geschäftsbereich ist damit in guten Händen, und kann sich nun voll und ganz auf sein großes Hobby konzentrieren: das Segeln. „Nächstes Jahr geht es vielleicht nach Skandinavien.“

Die Entwicklung des Geschäftsbereiches wird er trotzdem interessiert verfolgen. „Unsere Arbeit wandelt sich“, sagt er. „Die Leistungsstärksten werden vermehrt auf den 1. Arbeitsmarkt vermittelt, sind nicht mehr in der Werkstatt.“ Für ihn ergeben sich daraus zwei Schlüsse: Zum einen werden Assistenzsysteme in der Produktion immer wichtiger. Zum anderen müsse man sich weiter öffnen: „Die Region ist unsere Werkstatt. Es ist nicht nur ein Gebäude, es sind die Menschen, die überall arbeiten.“

Ehemaliger Geschäftsbereichleiterleiter Bildung - Arbeit - Teilhabe Detlef Opitz
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