Ein bisschen wird es sein wie ganz zu Anfang in der Tagesstätte Schlosskäserei in Jever. Die 16 Klient*innen werden viel in der Küche stehen, Kuchen backen und Salate zubereiten. Denn sie haben ihre Familien, Betreuer und andere Wegbegleiter eingeladen, um das 10-jährige Jubiläum der Tagesstätte zu feiern.
Im Jahr 2015 hat die GPS die Räume in dem historischen Gebäude an der Schloßstraße von dem ehemaligen Betreiber der Schlosskäserei übernommen und dort eine Tagesstätte für Menschen mit psychischen Erkrankungen eingerichtet. Zuvor war dort ein Café, das der Betreiber eines Schafhofs führte. „Noch heute kommen manchmal Leute rein und wollen Schafsfelle kaufen“, erzählt Bettina Lange, die als Fachkraft schon seit vielen Jahren in der Tagesstätte arbeitet.
Zu Beginn ließ die GPS den Cafébetrieb weiterlaufen. Dienstags und freitags ist in Jever direkt nebenan Wochenmarkt. „An den Tagen haben wir Kaffee, Kuchen und Eintopf angeboten“; erzählt Anke Mädel. Sie besucht die Tagesstätte fast von Beginn an und ist eine von zwei Sprecher*innen der Klient*innen. Der Cafébetrieb habe Spaß gemacht, erinnert sie sich. Doch dann kam die Coronapandemie und damit das Aus für das Café.
Auch nach dem Ende der Pandemie blieb es dabei. „Wir haben einfach gemerkt, dass es auch enormen Druck auf die Klient*innen ausgeübt hat, dass immer dienstags und freitags Kuchen für die Gäste da sein musste“, sagt Tanja Schneider. Sie hat die Tagesstätte in den vergangenen Monaten in Vertretung geleitet. Die Schlosskäserei soll für die 16 Menschen, die sie täglich besuchen, aber ein Schutzraum sein. Das habe dann doch nicht mit der Öffnung für fremde Gäste zusammengepasst.
Die Tagesstätte wird von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen besucht. „Jede*r einzelne hier verfolgt ein ganz individuelles Ziel“, sagt Tanja Schneider. Bei vielen stünden dabei die Stabilisierung des Zustandes und die Vermeidung von Klinikaufenthalten im Vordergrund. Für die Klient*innen sei es wichtig, eine Struktur in ihrem Alltag zu haben. „Viele von ihnen leben sehr zurückgezogen“; sagt Bettina Lange. Ihre Gedanken kreisen um ihre Erkrankung. Die Aufgabe der Fachkräfte ist es deshalb unter anderem, ihre Klient*innen ein Stück weit dazu zu bringen, dass sie sich im Sozialraum bewegen.
Einmal im Monat gibt es ein großes Frühstück. „Dafür kaufen wir dann zusammen auf dem Markt ein. Das ist immer besonders schön“; sagt Anke Mädel. Viele Klient*innen lieben den Umgang mit Tieren, so dass auch Reittherapie angeboten wird. Die Gruppe geht gemeinsam ins benachbarte Fitnessstudio und jeden Tag spazieren. Täglich wird außerdem eingekauft und gemeinsam gekocht.
Je nach Vorlieben der Klient*innen werden kreative Angebote gemacht. Im Obergeschoss des Hauses stehen in lichtdurchfluteten Räumen mit Blick auf den Schlosspark zwei Nähmaschinen. Dort beschäftigen sich Klient*innen mit Modellbau, malen oder arbeiten mit Speckstein. Häufig sitzen sie aber auch im großen Raum im unteren Bereich des Hauses alle zusammen und spielen, lesen oder puzzeln. Die Gemeinschaft gibt vielen von ihnen Halt. „Es ist hier wie eine große Familie – einfach schön“, sagt Anke Mädel. „Wenn ich nicht mehr kommen dürfte, wäre das sehr schlimm für mich.“