Damit die Schüler*innen nicht auf Dauer den Schulalltag sprengten, musste eine Lösung gefunden werden, wie mit ihrem extrem herausfordernden Verhalten umgegangen werden konnte. Da kam es sehr gelegen, dass eine Psychologin stundenweise für die Einrichtung zur Verfügung stand. „Wir machen etwas Großes draus“, kündigte Malina Finke den Kolleg*innen an. Gemeinsam entwickelten sie ein „HSV-Programm“.
Die sieben Teilnehmer*innen trafen sich unter anderem zur Gestalt-Therapie. „Dabei ging es viel darum, Nähe zulassen zu lernen, aber gleichzeitig Grenzen einzuhalten“, erklärt Malina Finke. Körperliche Berührungen sind Kinder zum Teil nicht gewöhnt. „In diesen Stunden ging es manchmal einfach darum, sich gegenseitig zu halten“, erklärt sie. Es ging um Nähe und Vertrauen. In der Stunde „Ringen und Raufen“ konnten sich die sieben hingegen richtig austoben. Aber auch das funktioniert nur, wenn die Grenzen des Gegenübers eingehalten werden.
Nach wenigen Monaten konnten die Pädagog*innen bereits positive Veränderungen an den Schüler*innen feststellen. Ein Teilnehmer, der vorher regelmäßig ausgeflippt ist, schafft es inzwischen, das Gespräch zu suchen, wenn er merkt, dass er sich nicht alleine herunterfahren kann. Ein zuvor sehr introvertiertes Mädchen hat gelernt, „Nein“ zu sagen und ihre Meinung auszudrücken. „Ich bin unheimlich stolz auf die Kinder“, sagt Malina Finke. Aber auch auf ihre Kolleg*innen, denn mit deren Motivation und Kraft steht und fällt ein solches Projekt.
Aufgrund von Personalmangel konnten die Stunden nicht regelmäßig stattfinden. Und dennoch hatten sie Erfolg. „Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn wir es jede Woche hätten machen können“, sagt Malina Finke. Das Projekt war zunächst auf ein Jahr begrenzt. Nun soll es jedoch weitergehen. Mit anderen Schüler*innen.