„Ich wünsche uns allen einen tollen Start und Inga einen schönen Nachtdienst.“ Diesen Satz schrieb Tanja Kiefer vor 21 Jahren als allerersten in das Dokumentationsbuch der damals neu gegründeten Wohngruppe „Die Schwalben“ der Gemeinnützigen Gesellschaft für paritätische Sozialarbeit (GPS) in Moorwarfen. Kiefer hatte die Gruppe damals als Abteilungsleiterin eröffnet und gestaltet die Entwicklung der pädagogischen Arbeit in dem Haus bis heute mit. Inzwischen als Leiterin des Jugendhilfeverbunds der GPS. Bei den Schwalben leben bis zu zehn Kinder zwischen sechs und 18 Jahren.
Aufgrund der Corona-Pandemie musste der 20. Geburtstag der Schwalben im vergangenen Jahr ausfallen. Die große Feier holten die heutige Leiterin Kea Ostermann und ihr Team nun nach. Sie hatten in den vergangenen Woche Deko gebastelt, aufgeräumt und den Garten auf Vordermann gebracht. Am vergangenen Wochenende kamen viele ehemalige Kinder, Betreuerinnen und Betreuer, Nachbarn und Freunde zusammen, um zu feiern.
Ein ehemalige Bewohnerin, die vor 21 Jahren als eine der ersten bei den Schwalben eingezogen war, kam extra aus Köln angereist, um dabei zu sein. Sie hat inzwischen selbst soziale Arbeit studiert.
Hier und da sorgten die Geschichten der ehemaligen Schützlinge bei den Betreuerinnen von damals für Staunen. So ist ein Junge von früher inzwischen Kapitän und selbstständig in der Binnenschifffahrt unterwegs. Zu sehen und zu hören, dass viele der ehemaligen Kinder ihren Weg gemacht haben, war für alle Seiten bewegend.
In den vergangenen 21 Jahren haben insgesamt 231 Mädchen und Jungen bei den Schwalben gelebt. „Der kürzeste Aufenthalt bei uns waren nur 20 Minuten, der längste neun Jahre“, erzählte Tanja Kiefer. Im Laufe der vielen Jahre habe sich vieles geändert. Davon berichteten die erste Gruppensprecherin von damals, Jennifer Olwig, sowie die heutige Gruppensprecherin Lynn Schumann.
„Als ich hier eingezogen bin, gab es bestimmt tausend Regeln“, erinnerte sich Jennifer Olwig. Das Wichtigste für die Betreuerinnen sei es gewesen, dass diese Regeln eingehalten werden. „Für mich war das eine große Überforderung“, sagte die ehemalige Sprecherin. Inzwischen werden die Kinder mit in die pädagogische Arbeit einbezogen. „Wir dürfen zum Beispiel an den Berichten über uns mitschreiben“, erzählte Lynn Schumann. „Inzwischen steht die bindungsorientierte Pädagogik im Mittelpunkt unserer Arbeit. Es geht darum, die Kinder und Jugendlichen zu verstehen“, sagte Tanja Kiefer. Dafür werden sie heute viel mehr in die Arbeit der Pädagogen einbezogen, als zu Jennifer Olwigs Zeiten.
Als Zeichen dafür, dass die Jungen und Mädchen bei den Schwalben wachsen und auf das Leben vorbereitet werden sollen, pflanzten Jennifer Olwig und Lynn Schumann gemeinsam einen Apfelbaum, der nun im Garten der Schwalben wachsen soll. Bei Musik von DJ Benny, einem Garten voller Seifenblasen, Dosenwerfen, Popcorn, Zuckerwatte und einem leckeren Buffet wurden an diesem sonnigen Tag noch lange Gespräche geführt und Erinnerungen ausgetauscht.