Für Lea Schmidt war der Fall sofort klar: Das Mädchen besucht den Heilpädagogischen Kindergarten Mühlenteich in Seghorn – und lernt dort von ihr und den anderen Fachkräften Gebärden. In der Gruppe wird auf die Geste für „Schluss“ oder „Stopp“ sofort reagiert. Zuhause aber blieb das Mädchen damit unverstanden.
Piktogramme und Meta-Symbole, die im Kindergarten verwendet werden, geben die Fachkräfte oft auch mit nach Hause. Mit Gebärden ist das ungleich schwerer. „Die Kinder lernen sie bei uns, können ihren Eltern aber nicht sagen, wofür sie stehen“, erklärt sie. So wie der Mutter musste es also noch anderen gehen. Lea Schmidts Idee: Ein Elternabend, bei dem die gängigen Gebärden erklärt werden.
Gemeinsam mit ihrer Kollegin Tordes Deetjen begann sie mit der Planung. Beide machen aktuell die Weiterbildung zur UK-Fachkraft. Als künftige Multiplikatoren kam diese Aufgabe für sie genau richtig. „Wir wollten nur Eltern ansprechen, die wirklich Interesse an dem Thema haben“, erzählt Lea Schmidt. Aus diesem Grund sollte es ein eigener Termin sein, kein Teil der normalen Elternabende. Und sie wollten nicht nur die Eltern aus dem Kindergarten, sondern auch aus der zugehörigen Tagesbildungsstätte ansprechen. Die beiden erstellten einen Flyer, gaben ihn den Kindern mit und warteten auf Rückmeldung. Die Resonanz war groß. 24 Eltern meldeten sich an, 17 kamen schließlich zum Info-Abend.
Lea Schmidt und Tordes Deetjen hatten eine Präsentation mit insgesamt 153 Gebärden vorbereitet. Außerdem lagen Info-Materialen aus. „Zum Anfang haben wir erklärt, was Unterstützte Kommunikation ist, welche Hilfsmittel es gibt und die Gebärden als Teil davon vorgestellt.“
Schließlich stellten die beiden von „Guten Morgen“ über „Frühstück“, „Spielen“ oder „Stopp“ zahlreiche Gebärden vor, die die Kinder in ihrem Alltag in der Einrichtung nutzen. Die Eltern konnten üben, sich ausprobieren und nachfragen. „Viele haben einiges wiedererkannt, was die Kinder auch zu Hause machen“, erzählt Lea Schmidt. Am Ende gab es eine ausgedruckte Übersicht – damit man nachschauen kann, wenn etwas nicht gleich im Gedächtnis geblieben ist.
„Wir wollten den Eltern vor allem mitgeben, dass Kommunikation wichtig ist – egal, wie“, sagt Lea Schmidt. Viele nutzten bereits eigene Gebärden mit ihren Kindern und das sei gut so. „Solange beide Seiten verstehen, was gemeint ist, funktioniert es und hilft dabei, den anderen besser zu verstehen.“
Das Feedback nach dem Elternabend war durchweg positiv. Lea Schmidt und Tordes Deetjen wollen darauf nun aufbauen. Sie möchten regelmäßig Einführungskurse wie diesen anbieten. Hinzu sollen themenbezogene Angebote kommen. „Wir haben unser Konzept auch schon beim UK-Treffen vorgestellt und sind auf großes Interesse gestoßen“, sagt Lea Schmidt. Viele konnten sich vorstellen, solche Elternabende auch in ihren Einrichtungen anzubieten. „Wenn sich dadurch auch nur ein paar Kinder besser verstanden fühlen, haben wir richtig viel erreicht.“