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Ammerland 33lobt Michael Bode. Ganz ohne Begleitung ist Philipp jedoch noch nicht auf seinem Arbeitsplatz. Einmal in der Woche kommt Kai Brunssen-Gerdes zu Besuch. Mit ihm spricht Philipp %u00fcber die Arbeitswoche, erz%u00e4hlt ihm von eventuellen Problemen und bekommt bei Bedarf Hilfe. Kai Brunssen-Gerdes arbeitet im Fachdienst f%u00fcr Berufsbegleitung Ammerland. Er ist genau daf%u00fcr zust%u00e4ndig: Menschen auf Au%u00dfenarbeitspl%u00e4tzen zu besuchen und sie bei Problemen im Berufsleben zu unterst%u00fctzen. Insgesamt 30 Klient*innen besucht er jede Woche an ihrem Arbeitsplatz. Denn so viele Menschen sind in den vergangenen Jahren allein im Ammerland auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt worden. Der Hauptanteil dieses Erfolgs geht auf das Konto von Raimund Sattler. Er hat den Fachdienst federf%u00fchrend aufgebaut, zun%u00e4chst als Modellprojekt im Ammerland. Ein Jahr lang leistete er sehr viel Netzwerkarbeit und half dabei, Klient*innen auf den gro%u00dfen Schritt raus aus der Werkstatt vorzubereiten. Dabei geht unter anderem darum, selbstst%u00e4ndig zu werden und ein Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln. Doch auch, wenn das sehr gut geklappt hat, ist eine Begleitung am Arbeitsplatz zumindest am Anfang n%u00f6tig. Es sind ja immer noch Menschen mit Hilfebedarf%u201c, sagt Kai Brunssen-Gerdes. Bei seiner Begleitung kann es um Probleme mit Kollegen gehen oder auch einfach darum, wie man sich krankmeldet oder einen Urlaubsantrag ausf%u00fcllt. Und manchmal m%u00fcssen auch Probleme aus dem privaten Bereich aufgefangen werden. Da gibt es nat%u00fcrlich Grenzen, aber diese Klient*innen haben ja keinen Sozialdienst mehr, an den sie sich in der Werkstatt wenden k%u00f6nnten%u201c, so der Berufsbegleiter. Der Schritt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt bedeutet f%u00fcr die Menschen mit Hilfebedarf sehr viel. Sie bekommen einen regul%u00e4ren Lohn. Allein das steigere das Selbstwertgef%u00fchl ganz enorm. Viele bl%u00fchen regelrecht auf. So wie ein Mann, der in der Werkstatt jegliche Arbeit verweigerte. Es war einfach nicht der richtige Ort f%u00fcr ihn%u201c, sagt Raimund Sattler. Als der Klient an eine Stelle in einem Teichbaubetrieb kam, zeigte er sich von einer ganz anderen Seite. Da ist er pl%u00f6tzlich durchgestartet, wie eine Rakete.%u201cWas als Modell-Projekt begonnen hat, l%u00e4uft nun im Ammerland bereits so erfolgreich, dass Kai Brunssen-Gerdes mit seinen 30 Klient*innen schon bald an seine Grenzen kommt. Immer wieder kann er aber die Betreuung einzelner Klient*innen auch auslaufen lassen. Das wird wohl auch bald bei Philipp so weit sein. Ich denke, er wird sp%u00e4testens in einem Jahr so fest im Leben stehen, dass er unsere Unterst%u00fctzung nicht mehr braucht%u201c,prognostiziert Raimund Sattler. Dann hat Kai Brunssen-Gerdes wieder Zeit, jemand anderen in die Selbstst%u00e4ndigkeit im Beruf zu begleiten. // Von Kristin HilbingerInfoNachdem das Modell-Projekt im Ammerland so erfolgreich angelaufen ist, wird derzeit auch f%u00fcr den Bereich Wilhelmshaven und Friesland ein Fachdienst Berufsbegleitung aufgebaut.Philipp Fleischer (von links) zeigt Raimund Sattler und Kai Brunssen-Gerdes seinen Arbeitsplatz. Foto: Kristin Hilbinger